Die Jung SVP Basel-Stadt möchte von Jungen Grünem Bündnis Basel wissen: „Ist es realistisch zu glauben, dass Menschen aufgrund einer einseitigen Politik entgegen ihren Bedürfnissen auf die Autonutzung verzichten werden? Wäre es nicht sinnvoller, eine Verkehrspolitik für alle Verkehrsteilnehmenden zu gestalten, anstatt nur für einige Wenige, besonders angesichts der erheblichen Nachteile für das Gewerbe und des schwindenden Attraktivitätsfaktors der Stadt?“

Antwort verfasst von Fina Girard, Präsidentin des Jungen Grünen Bündnisses Basel
Danke für euer Interesse an unserer Verkehrspolitik. Auch wenn ihr an der Vorgabe einer nicht-suggestiven und sachlichen Frage knapp vorbeigeschrammt seid, möchten wir sie gerne mit den folgenden Punkten beantworten:
1. Es ist realistisch, dass Menschen auf ihr eigenes Auto verzichten. Vor allem dann, wenn ihnen attraktive Alternativen ermöglicht werden. Zum Beispiel, wenn ein Netz aus sicheren Fuss- und Velowegen die Stadt durchzieht. Wenn die Einwohner*innen einen flächendeckenden und erschwinglichen öV vor der Haustüre haben. Oder, wenn wir Sharing-Angebote für Velos und Autos anbieten. Nur 33% der Basler*innen besitzen ein Auto – Das ist also nicht einfach unsere Ideologie, sondern für viele gelebte Realität.
2. Dass die Bevölkerung den Umstieg vom Auto auf klimafreundliche Verkehrsmittel mittragen will, zeigt sich immer wieder bei Abstimmungen. 2020 wurde der Gegenvorschlag zur “Zämme fahre mir besser”- Initiative angenommen. Seitdem ist eine umweltschonende und flächeneffiziente Mobilität das erklärte Ziel. Ob stehend oder fahrend, gerade in unserer dichten Stadt verlieren wir mit Autos (die oft nur mit einer Person besetzt sind) viel wertvollen Platz. Diesen will die Stimmbevölkerung besser auslasten. Letztes Jahr stimmte eine grosse Mehrheit für Netto Null bis 2037. Um dies zu erreichen, müssen die Co2-Emissionen im Verkehr stark sinken. Und das betrifft nunmal vor allem das Verbrenner-Auto. Festhalten kann man: Es ist keine Verkehrspolitik für wenige, sondern eine Verkehrspolitik von vielen.
3. Das Problem ist nicht, dass wir heute einseitig Velofahrende (insert your current Feindbild) bevorzugen. Sondern dass wir über lange Strecken des letzten Jahrhunderts Städte für Autos geplant und gebaut haben. So sollten Teile der alten Innenstadt für eine vierspurige Tal-Entlastungsstrasse abgerissen werden. Einiges wurde zum Beispiel am Spiegelhof verwirklicht. Wir sind froh, dass die Innenstadt heute kein Parkplatz mehr ist, sondern ein Ort, um die historische Altstadt zu geniessen und durch verkehrsberuhigte Strassen zu schlendern.
4. Und ob ihr’s toll findet oder nicht: Viele Menschen (guess what, auch wir) fordern noch mehr. Wir möchten, dass alle sicher auf dem Velo durch die Stadt fahren können. Velowege müssen so geplant werden, dass wir die Route unserer 8- jährigen Tochter wie auch unserem 80- jährigen Grossvater mit gutem Gewissen empfehlen würden. Und so, dass für den Velostreifen genug Platz ist zwischen Tramschiene und Parkplatz, auch genug Platz zum Überholen. Wir fordern mehr grüne Strassen, wo Kinder ungestört vom Durchgangsverkehr vor dem Haus spielen können. Und ja, natürlich wird es Ausnahmen geben.
5. Holen wir den Anteil Autoverkehr von der Strasse, den wir als Gesellschaft sinnvoll umlagern können, gewinnen auch die, die auf das Auto angewiesen sind. (Ja, die gibt es und etwas anderes haben wir nie gesagt.) Ob Blaulichtorganisationen oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität, ob Gewerbe, Handwerksbetriebe oder Lieferungen, für die Lastenvelos keine Option sind: Gerade für sie wird damit die Parkplatz- und Stauproblematik endlich entschärft.
6. Wir fordern das alles nicht, weil wir Autos einfach hassen – sondern weil diese Umstellung ganz viele Vorteile hat. Wir verringern die Treibhausgasemissionen drastisch und leisten unseren Beitrag, um Menschen heute und in Zukunft vor den schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise zu schützen. Wir vermindern die Lärm- und Luftverschmutzung, die unsere Gesundheit schädigt und Stress verursacht. Wir verhindern Verkehrstote – in der Schweiz aktuell 5 Personen jede Woche. Und das sind nur die negativen Aspekte, die wegfallen, noch nicht die positiven, die entstehen können.
7. Wir sind viel weniger gegen das Auto als für mehr Lebensqualität. Ein viel besserer Ausdruck für “autofrei” wäre eigentlich: Voll mit Velos, Skateboards, Dreirädern, Fussgänger*innen, spielenden Kindern, Zusammensitzenden und Anstossenden, voll von Grünraum, Bäumen, Platz zum Sein.
8. Wir glauben, dass ihr Basel und ihre Einwohner*innen bei diesem Thema etwas unterschätzt. Wir sind uns sicher: Für unsere Enkelkinder wird eine autofreie Stadt Basel genauso selbstverständlich sein wie für uns heute ein autofreier Münsterplatz.
Jungparteien-Fragekette
Bei der Jungparteien-Fragekette stellt in einer zufällig festgelegten Reihenfolge immer eine Jungpartei eine Frage an die nächste Jungpartei. Die befragte Partei darf ihre Antwort auf die Frage bei JetztZeit publizieren und der nächsten Partei in der Kette eine Frage stellen.
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