Das sonst mit Leben gefüllte Kollegienhaus der Universität Basel wirkt während der vorlesungsfreien Zeit fast vergessen. Der Sommer ist da – Zeit für eine Hommage. Zwar finden hier weiterhin allerlei Veranstaltungen statt, doch was sucht man da, wenn sonst alle im erfrischendem Rhein schwimmen? Treppen, Musik, glatten Steinboden, Dach und Nudisten. Von Tomas Marik
Tanzkurse sind während dem Sommerpause eingefroren, daher treffen sich die Tanzbegeisterten am Eingang des Kollegienhauses. Der glatte, rutschige Steinboden bietet einen guten Tanzbelag, wenn man zu kubanischen Klängen Salsa tanzen möchte oder man doch lieber das Ernste im Walzer sucht. Doch der Eingang zum Petersplatz ist bereits besetzt, eine Gruppe Inlineskater üben hier eine Choreografie ein zu Hip-Hop-Musik. Nach kurzer Absprache versuchen wir unser Glück am Aula-Eingang beim Spalentor. Wir haben Glück, noch niemand ist da. Wir warten auf nichts, die „Böxli“ spielen – wir tanzen. Kaum ist das erste Lied verklungen, schon fragt uns ein Lastwagenfahrer, ob er ein Foto von uns machen darf. „Natürlich“, antworten wir. Noch viele andere kommen an uns vorbei und machen Bilder – doch sie fragen nicht. Ob vom architektonisch wertvollem Kollegienhaus oder doch von uns? Das spielt für unser Ego keine Rolle.
Als wir uns gerade zum Discofox durchgetanzt haben, bricht ein Sommersturm aus. Es wird kühler, windig und es regnet. Zum Glück ist der Eingang des Universitätsgebäudes überdacht – das wissen aber nicht nur wir. Eine Gruppe junger Menschen auf Fahrrädern sucht auf unserer Tanzfläche Unterschlupf. Schon sitzen sie am Boden und trinken gemütlich Bier aus der Dose. Einer dreht einen Joint. Als ein älteres und sehr elegant angezogenes Paar den Schutz des Kollegienhauses aufsucht, sind wir alle vom Marihuanarauch umgeben. Keine Zeit für befremdliche Blicke, wir müssen Platz für eine Familie mit einem Hund machen. Für Tanzen ist es nun definitiv zu eng.
Als die Strassenlaternen anfangen zu leuchten, hört es auf zu regnen. Die zufällig gebildete Gesellschaft löst sich langsam auf. Verschwindet in der Nacht. Die Bäume am Petersplatz, ein ehemaliger Friedhof, werfen Schatten. Eine Katze geht lautlos an uns vorbei. Die Stimmung lädt zum Tangotanzen ein. Die melancholische Musik aus Argentinien, die die alten Liebschaften besingt, erfüllt unsere Schritte und unsere Herzen.
Ein älterer, korpulenter Herr im Bademantel geht an uns in Pantoffeln vorbei. Macht halt vor dem Brunnen, der direkt vor dem Universitätsgebäude ist, sorgsam faltet er seinen Bademantel und legt ihn zur Seite. Im Adamskostüm lässt er sich in den Brunnen sinken und schaut verträumt in den Himmel hoch. Da es bereits spät ist, können wir zu unserem tiefsten Bedauern nicht abwarten, bis er fertig gebadet hat und wieder aus dem Brunnen steigt. Müde, aber glücklich, packen wir unsere Sachen zusammen und erwischen gerade noch das letzte Tram. Eine Minute nach Mitternacht – Station Spalentor.
Tanzkurse der Universität Basel werden jeweils während dem Herbst- und Frühjahressemester vom UNI.SPORT angeboten.
Titelbild: Tomas Marik