Was haben das Mensa-Aufräumsystem mit der katalonischen Sezession und der UB-Kaffee mit einer Socke zu tun? Lest selbst. Von Luca Thoma
Wer in den letzten Monaten sein oder ihr Mittagsmahl in der Mensa genossen hat, der wird sich über die Menschenaufläufe beim Ausgang gewundert haben. Was ist denn hier bloss los? Hat sich der katalonische Sezessionskonflikt auf die Mensa ausgeweitet? Wird für einen nüchterneren Schreibstil in der SV-Menübeschreibung demonstriert?
Weit gefehlt: die Mensa testet ein neues Aufräum-System. Anstatt sein Tablar auf ein mechanisch betriebenes Rollband zu legen, darf der geneigte Mensa-Besucher sein Geschirr nun selbst trennen und in extra dafür vorgesehene Behälter stecken, stellen oder legen. So weit, so sinnvoll, möchte man denken.
Der Clou: nicht alle scheinen das Ordnungssystem verstanden zu haben. Gabeln, Messer, Teller und Papierservietten türmen sich zu einem unheilvollen Chaos auf, der Boden erinnert an das Affenhaus im Zoo Basel. Da es nicht ganz einfach ist, sein Geschirr ordnungsgerecht abzulegen, nimmt diese scheinbar hurtig erledigte Tätigkeit mehr Zeit in Anspruch als man denken könnte.
Das erklärt wiederum den Tumult am Ausgang. Die Arbeitszeit, die die Mitarbeiter beim händischen Sortieren der Tablare einsparen, können sie gleich wieder nutzen, um dieses unsägliche Chaos wieder in Ordnung zu bringen.
Hat man dieses Katastrophengebiet hinter sich gebracht, liegt es nahe, sich mit einem Kaffee zu stärken. Ein naheliegendes Ziel ist die Cafeteria der UB, welche denselben Kaffee serviert, wie auch die Mensa oder das Kollegienhaus.

Wer in Süditalien einen Kaffee bestellt, der darf sich über einen überaus geschmacksintensiven und fein ausbalancierten Espresso freuen, der in sehr reduzierter Menge daherkommt, dafür die Geschmacksnerven verwöhnt und die Glückshormone in rauen Mengen ausschüttet.
Wer in der UB Cafeteria einen Kaffee bestellt, bekommt eine mächtige Suppentasse, die mit einer hellbraunen, wässrigen Flüssigkeit gefüllt ist. Da erstaunt es doch sehr, dass dieser «Kaffee» mit goldbraun und appetitlich aussehenden, gerösteten Fairtrade-Bohnen aus einer vollautomatischen Maschine gepresst wurde. Es hätte mich weniger erstaunt, hätte man das gemahlene Kaffee-Pulver einfach in eine Socke gestopft und diese wiederum in eine Tasse voller heissem Wasser gedippt.
Nachdem die Brühe geschlürft wurde, wächst in vielen Studierenden der Wusch nach einem ausgedehnten Verdauungsspaziergang, um dem Magen ein wenig Frischluft zuzuführen. Dabei kann man gleich das Mensa-Menü für den kommenden Tag studieren: «Deftiger Kürbis-Topinambur-Auflauf mit jungen Salatblättern und frecher Olivenöl-San-Marzano-Tomatensalsa»? Na dann, gute Nacht.
Beitragsbild: Luca Thoma, 6.11.2019