Five Nights at Freddy’s: Filmkritik aus der Perspektive eines Fans

Schrecken und Nostalgie vereinen sich im langersehnten ‘Five Nights at Freddy’s’ Film. Erforsche die düsteren Geheimnisse hinter den Animatroniks, während eine überraschend humorvolle und detailverliebte Adaption die Welt des Videospiels zum Leben erweckt. Ein Film, der treue Fans überrascht und Neulinge in seinen faszinierenden Bann zieht. Von Julia Northfleet

Beim Film Five Nights at Freddy’s handelt es sich um eine Filmadaption des ersten Spiels der gleichnahmigen Survival-Horror Videospielreihe, das am 18.08.2014 auf Steam veröffentlicht wurde. Der Entwickler der Videospielreihe, Scott Cawthon, war neben Jason Blum für die Produktion des Filmes verantwortlich. Des Weiteren hat er mit Seth Cuddeback und Emma Tammi das Drehbuch geschrieben, wobei Emma Tammi auch die Regisseurin des Filmes war. Vor der Veröffentlichung des Filmes hat sie bereits aufschlussreiche Interviews zum Film gegeben.

Viele treue Fans, einschliesslich mir, haben seit 2015 gespannt auf die Verfilmung von FNAF* gewartet, nachdem Warner Bros. Studios damals eine Filmadaption der Videospielreihe angekündigt hatte. Nach einer langen Wartezeit aufgrund zahlreicher Komplikationen während der Filmproduktion ist der Film nun endlich da!

Überblick

Der Film handelt, wie im Videospiel, vom Nachtwächter Mike Schmidt (gespielt von Josh Hutcherson), der bei seiner Arbeit von den Animatroniks Freddy, Bonnie, Chica und Foxy heimgesucht wird. Mike lebt mit seiner kleinen Schwester Abby (gespielt von Piper Rubio) zusammen und hat aufgrund schwerer Schicksalsschläge das alleinige Sorgerecht für sie. Als seine Tante Jane (gespielt von Mary Stuart Masterson) ihm drohte, das Sorgerecht seiner kleinen Schwester zu entziehen, da er von seinem vorherigen Job gefeuert wurde, entschied er sich, einen neuen Job bei seinem Karriereberater Steve Raglan (gespielt von Matthew Lillard) zu suchen. Schliesslich bekommt er den Job als Nachwächter, der auf die verlassene Pizzeria «Freddy Fazbear’s Pizza» aufpassen muss. Während seiner Arbeit trifft er auf die Polizistin Vanessa Shelly (gespielt von Elizabeth Lail), die offensichtlich etwas zu verheimlichen scheint. Der Schrecken wird gross, als Mike erfährt, was es wirklich mit den Animatroniks auf sich hat.

Eine Filmkritik aus dem Herzen eines alten Five Nights at Freddy’s Fans

Ich habe mich dazu entschlossen, diese Filmkritik zu verfassen, da ich seit der Veröffentlichung des ersten Spiels der Videospielreihe ein grosser Fan bin. Nicht nur die gruselige Atmosphäre des ersten Spiels hat mich beeindruckt, sondern auch seine Eastereggs** und die ersten Theorien, die rund um das Spiel entstanden sind. Was im ersten Teil der Videospielreihe eine noch simple Geschichte war, entwickelte sich bei jedem neuen Teil zu einer komplexeren Handlung, die bei allen FNAF*-Fans immer mehr Fragen aufwarf und die Entwicklung zahlreicher Theorien anregte. Das Besondere an der Geschichte hinter der Videospielreihe ist, dass sie wie ein grosses Puzzle funktioniert, bei dem jede neue Information aus einem neuen Spiel oder Buch ein weiteres Puzzleteil darstellt. Insbesondere fasziniert hat mich der Kern der Geschichte: die Afton Familie und ihre tragische Entwicklung, die mich diese Videospiele nie vergessen liessen.

Als ich erfuhr, dass der Film endlich im Jahr 2023 in die Kinos kommen würde, war meine Vorfreude riesig. Ich hoffte darauf, die Familienbeziehungen und die Hintergründe der Afton Familie auf der Leinwand zu erleben und so die Zusammenhänge der Geschichte noch besser zu verstehen. Dieser Faktor wird in meiner Filmkritik eine wichtige Rolle spielen.

Es stellt sich nun die Frage, ob der Film einem langjährigen Fan der Videospielreihe gerecht wird. Hat sich das lange Warten gelohnt?

Meine Kritik wird Spoiler enthalten, also seid gewarnt!

Meine Kritik zum Film

Ich werde nun den Film bewerten und dann erläutern, wie ich auf diese Bewertung gekommen bin, indem ich auf die für mich persönlich positiven Aspekte und anschliessend auf die negativen Aspekte des Filmes eingehe.

Der Film bekommt von mir 7.5 von 10 Punkten.

Positive Aspekte des Films

Die Animatroniks im Film sehen haargenau so aus, wie die aus dem Spiel, bis auf die Tatsache, dass Bonnies Fellfarbe von Lila zu Blau geändert wurde. Ich denke, dass es eine gute Idee von Emma Tammi war, echte Animatroniks von Jim Henson’s Creature Shop für den Film zu verwenden. CGI hätte den Film weniger realistisch wirken lassen. Auch das Innere der Pizzeria bleibt vom Aussehen her dem Spiel treu. Insbesondere das Büro des Protagonisten Mike Schmidt, dass das gleiche “Celebrate”-Poster und den rot-weiß gestreiften Becher enthält, die auch im Spiel zu sehen sind, haben mich positiv überrascht.

Die Vielzahl an Inside Jokes, Anspielungen auf die Videospielreihe und Eastereggs im Film sorgten bei FNAF-Fans im Kino für ein echtes Vergnügen. Diese kleinen Details sind ein deutlicher Beweis für die Liebe zum Detail seitens Scott Cawthon und Emma Tammi. Besonders mit Freude erfüllt, hat mich die Szene im Café, als der Youtuber MatPat, welcher berühmt für seine FNAF-Theorien ist, die Rolle eines Kellners namens «Ness» übernommen hat. Im Film sagte er auch seinen berühmten Spruch, welcher ins Deutsche übersetzt «Es ist nur eine Theorie» lautet. Diese Szene war nicht nur eine erfreuliche Überraschung, sondern auch eine nette Hommage an die FNAF-Community.

Was mein FNAF-Fan Herz besonders berührte, war, als beim Abspann des Filmes das erste Five Nights at Freddy’s Lied von The Living Tombstone gespielt wurde. Dieses wurde kurz nach der Veröffentlichung des ersten Spiels am 31.08.2014 auf Youtube hochgeladen und hat einen nostalgischen Wert für viele FNAF-Fans.

Ein weiteres Detail, das mich extrem begeistert hat, war, als am Ende des Abspanns eine Roboterstimme Buchstaben in regelmässigen Abständen buchstabierte. Dies war eine klare Anspielung auf die Minigames aus dem zweiten Spiel, bei welchem eine Roboterstimme folgendes buchstabiert hatte: «S-A-V-E-T-H-E-M». Mittlerweile konnten FNAF-Fans auf Reddit in einer Spoiler Diskussion herausfinden, dass die Stimme im Film folgendes buchstabierte: «C-O-M-E-F-I-N-D-M-E».

Unabhängig von den Inside Jokes, Anspielungen und Eastereggs ist mir noch eine absurde Szene aus dem Film im Kopf geblieben. Und zwar, als die Animatroniks plötzlich lieb zu Abby waren, sie kitzelten und gemeinsam mit ihr eine «Festung» bauten. Für mich war dieser eigentlich unpassende Moment für einen Horrorfilm ein positiver Aspekt des Filmes, denn es wurde so eigenartig, dass es schon wieder gut war. Die Animatroniks wurden durch ihre kindliche Art total niedlich und man hatte schon fast das Gefühl, einen Comedyfilm anstelle eines Horrorfilmes zu sehen.

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Der letzte postive Aspekt des Filmes war für mich, dass der Schauspieler Matthew Lillard die Rolle von William Afton übernommen hatte. Am Ende des Filmes stellte sich nämlich heraus, dass Steve Raglan in Wirklichkeit William Afton heisst und für die Morde an den Kindern in der Pizzeria verantwortlich war. Matthew Lillard spielte bereits in Scream (1996) die perfekte Rolle eines psychopatischen Bösewichtes. Auch in diesem Film hatte er den idealen verrückten Blick drauf, der mich davon überzeugte, dass er der Mann hinter den Morden war.

Negative Aspekte des Films

Betrachtet man die Geschichte des Filmes im Kontext der gesamten Videospielreihe und ihrer Theorien, wird schnell klar, dass die Familienzusammensetzung der Afton Familie im Film keinen Sinn ergibt. Mike Schmidt heisst im Spiel in Wirklichkeit Michael Afton und verwendet den Namen Mike Schmidt lediglich als einen Decknamen. Im Spiel sind also William und Michael Afton Vater und Sohn. Ausserdem hat Michael Afton im Spiel noch eine kleine Schwester namens Elisabeth und einen kleinen Bruder, dessen Name unbekannt bleibt. Von der FNAF-Community wird er jedoch als «Crying Child» bezeichnet. Alleine die Tatsache, dass im Film die Afton Familie nicht so existiert wie in den Spielen, ist ein grosser Minuspunkt für mich.

William Afton hat im Film eine völlig neu erfundene Tochter namens Vanessa Afton, welche sich zuerst als Vanessa Shelly ausgibt. Den gleichen Vornamen trägt auch ein Charakter aus dem am 16.12.2021 veröffentlichten FNAF-Spiel «Security Breach». Ausserdem finde ich es fragwürdig, weswegen der Name der kleinen Schwester von Mike zu Abby geändert wurde. Obwohl Abby ein Anagramm für “Baby” ist, eine Animatronik, die in der ursprünglichen Geschichte Elisabeth getötet hat, bleibt die Namensänderung für mich eher unnötig.

Des Weiteren finde ich es im Film, angesichts der ursprünglichen Hintergrundgeschichte, unlogisch, wie der kleine Bruder von Mike gestorben ist und dass seine kleine Schwester überhaupt noch lebt. Der kleine Bruder von Mike Schmidt wurde im Film von William Afton entführt und ermordet. Im Spiel ist der kleine Bruder gestorben, weil Michael Afton als Scherz seinen Kopf in den Mund von golden Freddy gesteckt hat. Durch eine Fehlfunktion der Animatronik wurde der Kopf des kleinen Bruders von Golden Freddy zerquetscht. Auch Elisabeth sollte, basierend auf den Theorien, schon vor dem Zeitpunkt, zu dem das erste Spiel stattfindet, verstorben sein. Ich denke sehr wohl, dass die originale Familienzusammenstellung in den Film hätte passen können.

Der letzte Punkt, der mich am Film gestört hat, ist die Tatsache, dass er praktisch gar kein Horrorfilm war, obwohl er als solcher angekündigt wurde. Was mich, wie zu Beginn erwähnt, am ersten Spiel und auch an den nachfolgenden Teilen, einschließlich «Ultimate Custom Night», fasziniert hat, war die gruselige Atmosphäre. Davon konnte man im Film leider nichts spüren. Als Fan musste ich akzeptieren, dass ich keinen Horrorfilm gesehen habe, sondern eine Montage von Inside Jokes und absurden Momenten die einen zum Lachen brachten.

Fazit

Der Film ist weder schlecht noch wirklich gut. Es gab viele Momente im Film, die mein Fan-Herz berührten und mich zum Lächeln brachten. Trotzdem konnten alle positiven Aspekte des Filmes nicht meine Enttäuschung ausbalancieren, dass die Darstellung der Afton Familie nicht derjenigen aus der Videospielreihe entspricht. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, weshalb der eigentliche Kern der Geschichte auseinandergerissen wurde. Mir wurde damit auch die Vorfreude auf einen weiteren Film genommen, da ich nun nicht mit der Geschichte rechnen kann, in die ich mich ursprünglich als FNAF-Fan verliebt habe. Wenn man sich vor Augen hält, dass Fans ganze 8 Jahre auf diesen Film gewartet haben, dann hätte definitiv ein besserer Film entstehen können, der der originalen Geschichte näherkommt.

Trotz allem möchte ich jeden FNAF-Fan dazu ermutigen diesen Film einmal gesehen zu haben und seine eigene Meinung dazu zu bilden. Obwohl der Film hauptsächlich für die Fans entwickelt wurde, kann der Film auch für Personen, welche die Videospiele nicht kennen erfrischend sein, weil er sich mit seiner Absurdität von typischen Horrorfilmen abhebt. Insgesamt bietet der Film eine gute Unterhaltung.

In meiner Filmkritik bin ich auf einiges Insiderwissen eingegangen, weswegen ich allen empfehle, die mit FNAF nicht vertraut sind, aber sich für die Spiele und die Geschichte interessieren, die folgenden Videos anzusehen:

In diesem Video (Stand: 16.11.2023) fasst der Youtuber Matpat, die chronologische Reihenfolge der mysteriösen Geschichte von FNAF zusammen. Dabei ist wichtig festzuhalten, dass sich einige Informationen verändern könnten, sobald ein neues Spiel oder Buch der Videospielreihe hinzugefügt wird.

In folgendem Video (Stand: 16.11.2023) von Sagan Hawkes werden die ersten acht Videospiele der FNAF-Reihe genaustens unter die Lupe genommen und als einzelne Videospiele betrachtet. Dieses Video eignet sich insbesondere für diejenigen Personen, die FNAF noch nicht kennen und/oder ein neuer Fan sind und sich genauer informieren möchten.

*Kurz für: Five Nights at Freddy’s

**Eastereggs sind auf Deutsch übersetzt Ostereier. Es sind Geheimnisse, die von Videospielentwicklern in ihren Spielen versteckt werden, damit diese von aufmerksamen Spielern entdeckt werden können. Ein Beispiel dafür wäre das Golden Freddy Easteregg im ersten Teil von FNAF. In seltenen Fällen kann vor dem Spieler neben den Hauptanimatroniks eine fünfte Animatronik (animierte, elektrisch gesteuerte Figur) erscheinen, die wie Freddy aussieht, nur gelb ist und zu einem Jumpscare des Spielers führt.    

Bilder: © 2023 Universal Studios. All Rights Reserved.

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