Am 27. November stimmen wir hier in Basel darüber ab, bis wann unsere Stadt klimaneutral wird – eine historische Abstimmung. In diesem Artikel erfahrt ihr, wofür die Klimagerechtigkeitsinitiative Basel2030 einsteht und was mich als Studentin dazu bewegt hat, mich für diese Initiative zu engagieren. Von Moira Häner (Klimagerechtigkeitsinitiative Basel2030)
Hoffnung, Zuversicht, Zukunftsperspektive. Gerade als junger Mensch wünscht man sich, dass diese Grundhaltungen die eigenen Gedanken, Gefühle und Entscheidungen durchziehen, dass sie die Bassline sind, die der manchmal chaotischen und unvorhersehbaren Melodie des Lebens Halt und Boden gibt. Aber wo kann man Hoffnung suchen und Zuversicht finden in einer Gegenwart, in der ‘Zukunft’ ein unsicheres Gut zu sein scheint? Wie kann man aus der Ohnmacht herausfinden, in die uns die globale Klimaerhitzung stürzen lässt? Welche Wege gibt es, sich selbst und anderen Menschen die Hoffnung zu vermitteln, dass das Wort «Zukunft» auch in Zukunft noch eine Bedeutung haben wird?
Dieses Jahr habe ich angefangen, mich für die Klimagerechtigkeitsinitiative Basel2030 zu engagieren, die in wenigen Wochen, genauer: am 27. November! hier in Basel zur Abstimmung kommt. Die Initiative fordert, dass Basel durch sozial gerechte Massnahmen bis spätestens 2030 klimaneutral wird und dass das Klimaziel «Netto Null bis 2030» als verbindliche Handlungsanleitung in der kantonalen Verfassung steht. Netto Null bedeutet, dass nahezu keine Treibhausgase mehr ausgestossen werden und dass die Restemissionen, die nicht vermieden werden können, durch das Pflanzen von Bäumen und durch technische Verfahren aus der Atmosphäre geholt und dauerhaft gebunden werden.
„Uff, das klingt sehr abstrakt“, werden manche von euch wahrscheinlich denken. So ging es mir jedenfalls, als ich mich zum ersten Mal mit der Initiative befasste. Aber was dahintersteckt, ist alles andere als abstrakt.
Die Klimagerechtigkeitsinitiative Basel2030: Eine Notwendigkeit
Es ist eine Antwort auf eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit. Eine Antwort auf die Klimakrise, an die jetzt schon viele Menschen aufgrund von Naturkatastrophen, Hitzewellen, Ernteausfällen oder kriegerischen Konflikten um knappe Ressourcen ihre Zukunftsperspektive verlieren. Wir wissen um das Problem und wir wissen darum, dass die Erderhitzung diejenigen Menschen am härtesten trifft, die am wenigsten dazu beigetragen haben, nämlich die Menschen aus dem globalen Süden und die kommenden Generationen. Was wir jetzt brauchen, sind konkrete Wege, die aus diesem Chaos herausführen. Lösungen, die Hoffnung und Zuversicht schenken. Eine ermutigende Antwort, die zeigt, dass zukunftsweisende und zukunftsgebende Veränderung hier und jetzt beginnen kann. Hier, in unserer Stadt. Jetzt, in unserer Gegenwart.
Aber 2030, ist das überhaupt machbar? Es stimmt, dass diese rasche Umstellung hin zu einer klimaneutralen Stadt viele Herausforderungen mit sich bringen wird, weil unsere jetzige Lebensweise stark auf fossiler Energie aufbaut. Aber Basel ist eine innovative Stadt, die das Potential hat, auf dem Weg in eine klimagerechte Zukunft voranzugehen. Andere europäische Städte wie Oslo oder Kopenhagen haben sich bereits heute vergleichbare Klimaziele gesetzt. Zusammen mit diesen Städten kann Basel einen wichtigen Schritt machen und der Welt zeigen, dass eine Utopie Wirklichkeit werden kann: ein Leben und Wirtschaften, das nicht auf Kosten des Weltklimas geht.
Dass dieser Schritt jetzt geschieht und nicht erst in zwanzig oder dreissig Jahren, ist von entscheidender Bedeutung. Denn je länger wir warten, desto geringer ist die Chance, dass die Erderhitzung 1,5 °C nicht übersteigt. Und jedes Zehntel Grad macht einen grossen Unterschied für das zukünftige Leben auf der Erde. Hier findet ihr die wichtigsten Klimafakten kurz erklärt.
Ausserdem: Es gehört zum Alltag von Student*innen, dass man sich konkrete Deadlines setzt, um sich selbst zu motivieren und nicht in die Falle der Prokrastination zu tappen. Wie sonst würde man es jemals schaffen, eine Seminar- oder Bachelorarbeit rechtzeitig abzugeben? Ich bin mir sicher, dass die Deadline ‘Netto Null bis 2030’ ebenso motivierend auf die politischen Entscheidungsträger*innen wirken kann. Wobei man in diesem Kontext statt von einer ‘Deadline’ vielleicht eher von einer ‘Lifeline’ sprechen könnte, von einem ‘Rettungsanker’, der unsere Stadt auf Klimakurs bringt.
Ich hegte schon lange den Wunsch, mich zusammen mit anderen Menschen für eine positive Veränderung einzusetzen und mit konkreten Projekten fürs Klima zu engagieren. Dieser Wunsch kam einerseits von meiner Überzeugung, dass es auf individueller, aber vor allem auch auf gesellschaftlicher und politischer Ebene mehr braucht als Worte und Versprechen. Eine meiner Lieblingsbands, Bukahara, bringt dies in ihrem Lied «Eyes Wide Shut» sehr treffend zum Ausdruck: «’Cause hope is not the answer, if you keep your eyes wide shut.» Andererseits wollte ich einfach mal erleben, wie das ist, in einem Team zu arbeiten und die Verantwortung für Aufgaben zu übernehmen, die einen engeren Bezug zum ‘echten Leben’ haben als die Aufgabenstellungen, die mir das Studium aufgibt. Kurz: Ich war auf der Suche nach neuen Herausforderungen.

So habe ich vor etwa vier Monaten begonnen, bei Basel2030 aktiv zu sein. Es gab ein erstes Kennenlerntreffen, an dem ich über die Ziele der Initiative informiert wurde und selber mitteilen konnte, in welcher Form ich mir vorstellen konnte, die Initiative zu unterstützen. Was ich dabei sehr schön finde: Alle, die mithelfen wollen, sind herzlich willkommen. Unabhängig davon, ob man schon Erfahrung mit politischem Engagement hat oder nicht, ob man studiert, arbeitet oder momentan ohne Job ist, ob man einer Partei angehört oder parteilos ist, ob man Deutsch als Muttersprache hat oder eine andere Sprache, ob man sich wissenschaftlich gut mit dem Klima auskennt, ob man künstlerisch begabt ist oder gerne mit Menschen auf der Strasse ins Gespräch kommt: Für jede*n gibt es Aufgaben, die sie*er besonders gut erfüllen kann. So entsteht ein Klima gegenseitiger Wertschätzung, ein Zusammenarbeiten ohne Hierarchien und eine Gruppe aus Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen aber mit einem gemeinsamen Ziel. Mitzuerleben, wie sich so viele Menschen gemeinsam für die Zukunft engagieren, schenkt mir persönlich viel Hoffnung und Zuversicht.
Denn eine andere Welt ist möglich: hier und jetzt!

Möchtest du mehr über die Klimagerechtigkeitsinitiative Basel2030 erfahren? Dann besuche unsere Homepage.
Unsere Abstimmungsempfehlung für den 27. November lautet: 2x Ja und in der Stichfrage für die Initiative.
Der Artikel ist Teil der Reihe Nachhaltiges Basel. Weitere Beiträge folgen! Bisher erschienen:
- „I’m a Trash Hero“ von Sarah Durrer (Trash Hero Basel)
- Sharing Economy im Leihlager – Haben ist gut, Teilen ist besser von Florian Zoller
- Science Fiction Meets Comedy von Tim Altermatt
- Ein Klima der Veränderung: Klimagerechtigkeitsinitiative Basel2030 von Moira Häner (Klimagerechtigkeitsinitiative Basel2030)
- Nachhaltige Mode am Black Friday? von Laura Bisang
- Ohnmacht in der Klimakrise!? von Helma Pöppel
- Sustainability and Agriculture, a Difficult Pairing? von Jeannine Fluri und Muguette Müller
Bilder: Klimagerechtigkeitsinitiative Basel2030