Ein Fotogedicht von Tomas Marik
Fenster
Ich sehe in Fenstern Kinder spielen
Jugendliche im Grase lieben
Fromme beten
Frauen weben.
Ich sehe Alte sterben
Frauen gebären.
Männer schlagen
Holz, Menschen, Waben.

Ich sehe Geschichten
Die niemals passierten
Gedanken suchen Harmonie
Romantik, Horror, Fantasie.
Ich sehe deine Fussabdrücke
Im Schlamm, auf der Brücke
An der Leine deine Bluse trocknen
Im Winde deine langen Locken.

Ich spüre deutlich deine weiche Hand
Den ersten Kuss hinter dieser Wand
Die Lasten die uns plagten
Die Sprünge die wir wagten.
Ich rieche die Suppe, die wir kochten
Den Frühling auf den wir hofften
Garten, Mist und die Lust
Viel Liebe und auch Frust.

Ich höre dein Echo im Brunnen
Dich bei der Arbeit summen
Deinen letzten Atemzug schwinden
Ich konnte mein Herz nie mehr finden.
Ich sehe unser ganzes Leben
Deutlich vor mir schweben
Stosst mich ab, zieht mich hin
Einfach wäre unser Sinn.

Der Ort ruft Gespenster
Starre durch unser Fenster
Möchte fliehen und bleiben
Träumen und weinen.

Titel- und Beitragsbilder aus Gerra, Verzascatal: Tomas Marik