Die AG Nachhaltigkeit ist eine Arbeitsgruppe und keine Aktiengesellschaft. Sie setzt sich ein für mehr Nachhaltigkeit an der Uni Basel und steht allen Uni-Angehörigen offen: Drei ihrer Mitglieder im Gespräch. Von Rike Westedt und Léonard Wiesendanger
Wer seid ihr und was ist eure Funktion in der AG Nachhaltigkeit?
Saskia: Ich bin Saskia, 22, und studiere Biologie. Ich bin in meinem letzten, hoffentlich! letzten, Bachelorjahr. In der AG Nachhaltigkeit organisiere ich mit einigen anderen die Nachhaltigkeitswoche an der Uni Basel. Die Nachhaltigkeitswoche ist eine Art Forum für Events zu Themen der Nachhaltigkeit, die wir da planen und dann gemeinsam durchführen.
Jeannine: Ich bin Jeannine, ich studiere auch Biologie im Master. Ende Semester bin ich fertig und verlasse daher dann auch leider die AG Nachhaltigkeit. Ich war bei der Gründung sehr stark involviert, habe das Projekt zusammen mit der Fachstelle für Nachhaltigkeit und der skuba auf die Beine gestellt. Da war ich noch im skuba-Vorstand. Als ich den skuba-Vorstand im Mai 2020verlassen habe, habe ich die Funktion eines regulären Vorstandsmitglieds der AG Nachhaltigkeit übernommen.
Ivo: Ich bin Ivo, 24, ich studiere Geographie und Soziologie, auch in meinem letzten Jahr, hoffentlich. 2022 habe ich die Leitung in der AG übernommen und bin entsprechend angestellt von der Fachstelle für Nachhaltigkeit der Uni, 20%. Nebst dem mache ich auch viel freiwillig für die AG, so organisiere ich den regelmässigen Kinoabend, und an der letzten Sustainability Week habe ich eine kleine Art Exhibition veranstaltet, zusammen mit jemand anderem aus der AG.
Was steht in der Arbeitsgruppe denn gerade an?
Ivo: Aktuell sind wir daran, das Programm für die nächste Sustainability Week zu fixieren.
Saskia: Genau. Wir schauen, dass es ein schönes Programm gibt – damit wir dann mit dem Marketing anfangen können. Wir sind jetzt mehr als zehn Leute, die miteinander arbeiten und sind zuversichtlich, dass das Projekt auch wirklich gut wird.
Ivo: Ausserdem ist da die Sustainability App ein Thema. Leider – kann man sagen, denn das Projekt könnte an einem anderen Punkt stehen. Wir schauen gerade mit der Uni, wie wir die App auf ihre Server bringen können, um sie zu veröffentlichen.
Jeannine: Da sind wir schon sehr lange dran.
Ivo: Manchmal war’s auch echt kompliziert, mit dem ganzen administrativen, bürokratischen Verhalten der Uni. Teilweise muss man lange nachhaken, bis etwas passiert. … Ansonsten ist gerade nicht so viel los. Das liegt daran, dass Ende Semester alle weniger Zeit haben wegen den Prüfungen. Zudem sind viele nicht in Basel während den Semesterferien.
Die Projekte der AG Nachhaltigkeit in der Übersicht
Laufende Projekte
- Sustainability App
- Vegetarische Kantine
- Nachhaltigkeitswoche 2023
- Artikelreihe mit jetztzeit mit Beiträgen von Moira Häner, Laura Bisang, Helma Pöppel, Jeannine Fluri und Muguette Müller
- Kino-Eventreihe „Positive Outlook Series“
- Neues Logo und Corporate Re-Design
- Ecosia als Standardsuchmachine an der Universität Basel
Durchgeführte Projekte
- Dachbegrünung
- Info-Hub
- Event Series for Sustainability
- Travel Guide
- Demand Paper
- Sustainability Map
- Guide für einen nachhaltigen Studi-Alltag
- Nachhaltiges Rezeptbuch
- Sustainability Bazaar
- Nachhaltige Kunstaustellung (März 2022)
- Nachhaltigkeitswoche (März 2022)
- Fair Trade Town Market (Mai 2022)
- Smoothies aus geretteten Früchten am Start Smart Day und an der Semesterstartparty (Semptember 2022)
- 2. Kickoff der AG Nachhaltigkeit (Oktober 2022)
- Vortrag über Regenwälder mit Christian Körner (Oktober 2022)
Ist die Uni transparent im Umgang mit Schwierigkeiten und Gründen, wieso manche Projekte ins Stocken geraten? Ist das frustrierend, immer wieder nachzuhaken und zusätzliche Arbeit aufwenden zu müssen, oder sind die Verzögerungen verständlich?
Jeannine: Kommt sehr aufs Projekt an. Es gibt Forderungspapiere, die müssen zuerst vom Studierendenrat genehmigt werden, damit wir die gesamte Studierendenschaft hinter uns haben. Dafür müssen wir erstmal einen Antrag schreiben, das dauert wieder – und das hat noch nichts mit Nachhaken zu tun, sondern es sind einfach die offiziellen Strukturen, die das Ganze entschleunigen…
Nach dem Studierendenrat geht es ans Rektorat und den skuba-Vorstand, und dann hat man irgendwann einmal einen Termin beim Rektorat und dann darf man das dort präsentieren, und dann sagen sie: „Jaaa, cool – aber…“
Forderungspapiere und Massnahmen, die wir vorschlagen, werden nicht von heute auf morgen umgesetzt – das ist immer ein Prozess. Da hat man dann erst wieder in einem halben Jahr einen weiteren Termin mit dem Rektorat, um zu sehen, wie sich die Umsetzung entwickelt hat…
Ivo: Vielleicht wird man manchmal auch nicht so ernst genommen als Studentin, als Student. Ich weiss es nicht. Ich hoff‘s auch nicht, aber man wird immer wieder auf die lange Bank geschoben. Was die App betrifft, da haben wir irgendwann mal den Chef der Fachstelle für Nachhaltigkeit eingeschaltet, dann gings plötzlich ganz schnell…
Ja, alles in allem ist es zwar schon transparent, aber die Administration an der Uni ist so komplex, da kann man sich noch so sehr um Transparenz bemühen; allein um zu wissen, an wen man sich mit einem Anliegen richten soll… da gibt es so viele Stellen, dass es sogar intern manchmal nicht so ganz klar ist, wer für was zuständig ist.
Die AG entstand aus einer skuba-Initiative und dem Climate Letter, der forderte, den Klimanotstand auszurufen. Aus dem aktuellsten Forderungspapier vor vier Jahren ist ersichtlich, dass das noch nicht geschehen ist. Versucht ihr auch weiterhin die Uni zu überzeugen, den Climate Letter zu unterschreiben?
Jeannine: Das war damals ein striktes Nein der Uni, ein „Nein wir unterschreiben diesen Brief nicht, und Nein, wir rufen den Klimanotstand nicht aus.“ Aus diesem Nein ist dann die AG Nachhaltigkeit entstanden, weil wir ihnen dann gesagt haben: „Das geht nicht. Wie könnt ihr nein sagen, zu so einer kleinen und doch wichtigen Geste?“
Ihr Standpunkt war, dass sie nicht unterschreiben wollen, da es nur Statements seien, hinter denen niemand etwas mache. Einige Unis, die unterschrieben hätten, haben das ohne konkreten Plan zur Förderung der Nachhaltigkeit und daher wahrscheinlich nur wegen dem Image getan. Wir fanden das schade, weil ein offenes Statement eine grosse Aussenwirkung hätte. Die Uni wollte lieber, dass Projekte umgesetzt werden. Das wollten wir auch, nur war die Fachstelle für Nachhaltigkeit bereits mit vielen anderen Projekten ausgelastet. Wenn wir also ein Projekt an der Uni umsetzen wollten, waren wir oft auf uns allein gestellt.
Hier gab uns die Uni recht und daraufhin wurde beschlossen, die Fachstelle für eine befristete Zeit um ein gewisses Stellenprozent zu erhöhen. Das Ziel war, die AG Nachhaltigkeit zu gründen und auszubauen, die dann darauf ausgelegt sein würde, Nachhaltigkeitsprojekte von Uniangehörigen zu fördern und zu realisieren. – Und deshalb gehe ich nicht davon aus, dass die Uni den Climate Letter jetzt auf erneute Anfrage von unserer Seite unterschreiben und den Klimanotstand ausrufen würde.
Ist diese Haltung für euch verständlich? Ihr selbst seid ja der Beweis, dass mehr geht als nur „Symbolpolitik“. Wieso nicht aktiv etwas unternehmen und öffentlich ein Zeichen setzen?
Jeannine: Ich habe immer noch das Gefühl, dass dieses Statement extrem wichtig wäre. Wir können nicht einfach nur im Schatten einer derart grossen Institution Projekte umsetzen, ohne die Signalwirkung eines solchen Statements.
Ivo: Auf eine Art ist es ein Abwälzen der Verantwortung auf die Studierenden. Wir haben ein Problem, das alle betrifft und die Uni übergibt die Verantwortung den Studierenden. Sie sagt: „Wenn ihr etwas machen wollt, dann macht.“ Das trifft eine Personengruppe, die sowieso schon sehr viel zu tun hat, durch die Uni, dann oft noch durch eine Lohnarbeit und auch noch im Privatleben – gerade im Alter zwischen 20-30 passiert so viel!
Da soll man sich noch ehrenamtlich dafür einsetzen, dass die Umwelt nicht an den Arsch geht, aber die Uni unterschreibt nicht einmal den Climate Letter. Finde ich schwach, muss ich echt sagen.
Ein formuliertes Ziel der AG Nachhaltigkeit lautet, dass die Uni Basel innerhalb der Hochschullandschaft eine Vorreiterrolle einnimmt. Tut sie das?
Jeannine: Sie hat das Potential dazu, aber nein, sie nimmt sie noch nicht ein. … Es gibt keine Uni, die ich kenne und von der ich sagen würde, ja, die ist in allen Aspekten viel besser als unsere. Aber es gibt Unis, z.B. mit Mensen, mit einem vegan-vegetarisch Konzept oder bei denen studentisches Engagement im Bereich Nachhaltigkeit durch ECTS-Punkte wertgeschätzt wird.
Vielleicht gibt es Studis anderer Unis, die sagen würden: „An der Uni Basel wird das und das super gemacht.“ Manchmal sieht man das an der eigenen Uni nicht. Mir persönlich fehlt aber das Ding, das die Uni Basel auszeichnen würde.
Ivo: Die Dachbegrünungen vermutlich … aber ja, das ist Verdienst der AG.
Jeannine: Aber vielleicht sind die Fortschritte an den anderen Unis auch reiner Verdienst der Studierendenschaft. Das wäre eine Frage, der man nachgehen müsste. Wir sind da unter den Hochschulen nicht besonders gut vernetzt. …
Vorhin war die Rede von einem „Abwälzen der Verantwortung auf die Studierenden.“ Bei der Recherche hatten wir denselben Eindruck. Deshalb die Frage an euch: Wenn sich etwas an der Uni in Sachen Nachhaltigkeit bewegt, ist das alles auf studentische Initiative zurückzuführen? Oder allgemeiner: Woher kommt die Initiative?
Jeannine: Von der Fachstelle für Nachhaltigkeit der Uni kommt sehr viel. Das ist ein super Team. Die haben viele Ideen und Initiativdrang. Auch sie sind, so wie wir, mit den Strukturen der Uni konfrontiert, die abblocken, entschleunigen, zu Kompromissen zwingen, die deutlich weniger weit gehen, als eigentlich erwünscht. Das Pensum ist zu klein für all das, was die Fachstelle leistet und überhaupt viel zu klein für das, was die Uni leisten sollte.
Neu von Seiten der Uni ist die „Steuerungsgruppe Klimaneutralität“. Die wurde beauftragt, ein realistisches Ziel für die Klimaneutralität der Uni mitsamt Massnahmen zu formulieren. Aus ihren Ergebnissen soll eine Regenzkommission, die „Kommission Nachhaltigkeit“, ins Leben gerufen werden. Deshalb habe ich das Gefühl, dass in letzter Zeit recht was ging.
Aber auch da war der Druck von aussen mit grosser Wahrscheinlichkeit ausschlaggebend. Jede Uni muss sich alle sieben Jahre von einer unabhängigen Agentur, die aaq (schweizerische Agentur für Akkreditierung und Qualitätssicherung) institutionell akkreditieren lassen, à la: „Ja, ihr erfüllt alle Anforderungen einer Hochschule.“ Natürlich hat die Uni ohne Auflagen bestanden, aber es wurden ein paar Empfehlungen abgegeben und auf diese hat man, wie es scheint, reagiert.
Und wie genau funktioniert die Arbeitsgruppe in diesem Kontext? In eurem Grundlagenpapier schreibt ihr vom Vorstand, der Geschäftsführung, dem Expert*innenpool und den Projektgruppen. Was heisst das konkret?
Jeannine: Der Vorstand ist die treibende Kraft. Ihm wohnt ein Mitglied der Fachstelle bei, das ist im Moment Ivo, und dann noch jemand vom skuba-Vorstand. Zusammen bilden die beiden die Geschäftsführung. Die Idee ist, dass die AG so von einer Kerngruppe von Mitgliedern der Fachstelle für Nachhaltigkeit und der skuba gestützt wird. Auch wenn eine Flaute an neuen Mitgliedern in der AG Nachhaltigkeit kommen sollte, dieser Kern kann dann wieder neue Leute rekrutieren.
Das Board, also der Vorstand, schaut, wie Personen mit einer Projektidee oder einem laufenden Projekt unterstützt werden können, auch finanziell. Von der Uni haben wir zum Projektstart 5000 CHF und von der skuba nochmals 5000 CHF erhalten. Das war 2019. Da stehen wir natürlich in der Rechenschaftspflicht. Auch mit Blick auf eine weitere Finanzierung, denn die ist noch nicht sicher.
Ivo: Das Board übernimmt auch Aufgaben von Kommunikation und Akquise neuer Mitglieder.
Jeannine: Expert:innen sind all jene Angehörige der Uni, die nicht hier studieren, sich aber in einem bestimmten Bereich des Unibetriebs gut auskennen, weil sie dort arbeiten, oder sich fachspezifisch sehr hohe Kompetenzen erworben haben.
Die Projektgruppen sind alle Menschen, die aktiv an einem Projekt arbeiten oder gearbeitet haben. Wir haben einen Pool aller jetzt oder ehemals Aktiven, über den wir Personen erreichen können.
Die 2020 gegründete AG Nachhaltigkeit in Zahlen (Jahresbericht 2022)
- 45 beteiligte Universitätsangehörige
- Website mit 150-2500 Besucher:innen pro Monat
- 739 Instagram Follower
- Organisierte 7 Events im vergangenen Jahr
- 1 Studiendekan (Fakultät für Psychologie, Prof. Dr. Rui Mata – herzliches Shout-out! 🥳) besuchte bereits das Monthly Meeting
Wie abhängig oder unabhängig operiert ihr von der Uni? Seht ihr da Vor- oder Nachteile?
Jeannine: Ich persönlich wollte immer in guter Beziehung zum Rektorat und der Uni stehen und habe bei der Sustainability Week sicher achtgegeben, nicht einfach mit dem Finger auf unsere Uni zu zeigen – dass allein hätte auch nichts gebracht, so kommen wir nicht weiter.
Ich war immer zurückhaltend, nicht weil ich mich in einem Abhängigkeitsverhältnis befand, sondern weil ich die Uni Basel eigentlich toll finde und auch stolz bin, hier zu studieren. Ich denke, wir könnten ohne Probleme eine Demo organisieren, ohne befürchten zu müssen, dass wir aus dem Vorstand gedrängt würden oder derart.
Ivo: Ich denke nicht, dass wir uns als unabhängig bezeichnen können, schon alleine wegen der Finanzierung nicht. Aber das ist auch nicht das Ziel. Eigentlich erfordern sowieso alle Projekte eine Zusammenarbeit mit der Uni. Es geht gar nicht ohne.
Saskia: Cool ist, dass wir nicht immer alles gleich mit dem Rektorat absprechen müssen. Wir können einfach mal machen, und müssen bei kleinen Projekten bei niemandem das OK einholen. Trotzdem werden wir unterstützt, falls wir Hilfe brauchen.
Reichen die gesprochenen Mittel?
Jeannine: Ja, es reicht. Es gibt sehr viele weitere Finanzierungsmöglichkeiten mit U-Change Anträgen, die Projekte zur Nachhaltigkeit grosszügig unterstützen. Bei solchen Anträgen hilft uns dann auch die Fachstelle für Nachhaltigkeit. Wir können da auf sie zugehen. Das Projekt der Dachbegrünung hat sich mit Vereinsgründung und Stiftungsgeldern ganz eigenständig gemacht.
Ivo: Ja, Gelder sind momentan echt nicht das Problem. Wir bräuchten mehr Leute, mehr Projekte. Mutigere Projekte. Aber wie gesagt, ist schwierig, nur wenige können ein fettes Projekt neben einem 30-Creditsemester auf die Beine stellen.
Jeannine: Es mangelt vor allem an Menschen. Wenn wir ein Brainstorming machen, dann kommen wirklich viele Ideen zusammen. Dann denken wir: „Wow, cool!“ – und dann: „Ok, jetzt müssen wir mal streichen. Für was haben wir wirklich Kapazität?“
Ist Nachhaltigkeit kein Thema unter den Studierenden? Ist es schwierig, den normalen Studi von euren Anliegen zu überzeugen?
Ivo: Kommt sehr auf die Fakultät an. Das merkt man auch bei einem Blick auf unsere Mitglieder. Wir haben jetzt das erste Mitglied, das Jus studiert. Das hatten wir noch nie. Von der Wirtschaft hatten wir auch einmal einen… Aber ist auch logisch, wenn du dagegen Umweltwissenschaften studierst, wirst du täglich mit dem Thema konfrontiert. So ganz allgemein beurteilen, wie nachhaltig die Studis sind, können wir aber nicht.
Aber es stimmt, es ist schwierig, sie zu erreichen. Es gibt auch so viele studentische Organisationen, und viele von denen sind auf Fun ausgelegt – also nur Fun. Da gehst du zum Beispiel Weine degustieren, anstatt dich gesellschaftlich zu engagieren und dich bei irgendeinem mühsamen Projekt mit Forderungspapieren herumzuschlagen.
Jeannine: Aber beim Wein Degustieren können dir bestimmt auch gute Ideen kommen.
Ivo: Fair.
Jeannine: Zu uns kommen vor allem Leute, die sich sonst schon für das Thema Nachhaltigkeit interessieren. Leute abzugreifen, die sich noch nicht für das Thema interessieren, ist sehr schwierig.
Ivo: Ja, ich habe so langsam das Gefühl, es gibt wie zwei Gruppen von Menschen: Die einen engagieren sich schon in einem Tierheim und machen das, und das, und jenes noch freiwillig, und jetzt auch noch die AG, und sind völlig überlastet, während andere gar nichts machen. Die bringst du fast nicht dazu, irgendetwas zu erledigen. Man muss schon irgendwie ein*e Idealist*in sein – ein wenig.
Jeannine: Oder Anreize schaffen. Es wäre genial, wenn du ECTS-Punkte für dein Engagement bekommen und dann auch anrechnen lassen könntest. Wenn zum Beispiel den Studierenden gesagt würde, ihr könnt 5KP im Nachhaltigkeitsbereich erwerben, die sie dann auch brauchen können, das wäre etwas. – Jetzt erhalten wir zumindest Zertifikate, die können wir im Lebenslauf aufführen.
Aber grundsätzlicher noch, ein Sustainability-Grundkurs für alle wäre so sinnvoll. Dann würden alle Studierende mit dem Thema Nachhaltigkeit in Berührung kommen. Der Grundsatz der freien Lehre macht es aber auch extrem schwierig, so etwas in der Art gesamtuniversitär umzusetzen.
Wieso engagiert ihr euch? Und wie bringt ihr das mit eurem Studium in Einklang?
Saskia: Ich engagiere mich, weil mir das Thema sehr wichtig ist. Da investiere ich gerne Zeit. Dann arbeite ich neben dem Biologie-Studium noch beim Beast-Blog – alles zusammen ist manchmal schon ein Overload, aber gleichzeitig macht es auch viel Spass. Ich würde nie aus der AG austreten, weil es zu viel ist.
Jeannine: Ich habe da eine sehr intrinsische Motivation, denn ich verstehe Nachhaltigkeit als das nonplusultra Thema in unserer Gesellschaft. Wenn wir das nicht angehen, dann sind jegliche andere Themen auch nicht mehr so wichtig. Nachhaltigkeit beinhaltet so viele andere Probleme, z.B. gehört da auch die soziale Ungleichheit dazu. Deshalb ist das so ein essentielles Thema, das mich tagtäglich beschäftigt. Und daher gebe ich mir auch tagtäglich Mühe, nachhaltig zu sein.
Ivo: Was auch noch gut ist an der AG: wenn du Umweltwissenschaften oder Naturwissenschaften studierst, bist du täglich mit dem Thema konfrontiert und es werden dir ständig die Probleme aufgezeigt. Die AG bietet dir da die Chance, dein theoretisch erlerntes Wissen anzuwenden – für mich war es eine Chance. Wenn ich das Wissen hier an der Uni schon auf dem Silbertablett präsentiert bekomme, dann habe ich auch die Verantwortung, daraus etwas zu machen.
Angenommen ich hätte jetzt eine Idee, ein bestimmtes Anliegen betreffend Nachhaltigkeit an der Uni: Was mache ich?
Ivo: Du kannst auf unsere Website oder auf unser Insta gehen. Da kannst du uns einfach schreiben. Da siehst du auch, wann das nächste Monthly Meeting ist oder eine sonstige Veranstaltung. Also einfach das Gespräch suchen, mal erzählen, was du gerne umsetzen würdest.
Der nächste Schritt wäre dann, ein kurzes Formular auszufüllen und darin deine Projektidee und dein Ziel zu beschreiben. Anschliessend bespricht das Board, ob das finanziert werden soll – was es höchstwahrscheinlich wird. Zum Schluss geht es noch darum, gemeinsam andere Leute zu finden, die am Projekt mitwirken. Super unkompliziert. Wenn du ein Anliegen hast, einfach Kontakt suchen. Alles weitere ergibt sich.
Die AG freut sich über jeden Zuwachs!
Der Artikel ist Teil der Reihe Nachhaltiges Basel. Weitere Beiträge folgen! Bisher erschienen:
- „I’m a Trash Hero“ von Sarah Durrer (Trash Hero Basel)
- Sharing Economy im Leihlager – Haben ist gut, Teilen ist besser von Florian Zoller
- Science Fiction Meets Comedy von Tim Altermatt
- Ein Klima der Veränderung: Klimagerechtigkeitsinitiative Basel2030 von Moira Häner (Klimagerechtigkeitsinitiative Basel2030)
- Nachhaltige Mode am Black Friday? von Laura Bisang
- Ohnmacht in der Klimakrise!? von Helma Pöppel
- Sustainability and Agriculture, a Difficult Pairing? von Jeannine Fluri und Muguette Müller
- Mit studentischer Initiative zu mehr Nachhaltigkeit von Rike Westedt und Léonard Wiesendanger
- Die Reise einer Jeans nach Basel von Laura Bisang
Bild: AG Nachhaltigkeit