Über die akademische Viertelstunde. Von Tomas Marik

Vielen Erstsemestrigen ist es sicher schon einmal passiert. Man geht in der ersten Woche seines Studiums zur Vorlesung oder ins Proseminar, und wenn dann endlich der richtige Raum gefunden wurde, ist niemand da. Verunsichert kontrolliert man noch den eigenen Stundenplan, um sich zu vergewissern, ob es doch der richtige Raum ist. Doch bald kommen schon die ersten Studierenden, und man kann sich erleichtert, und noch ein wenig schüchtern, in die letzte Reihe setzen.

Richtig, es geht hier um die akademische Viertelstunde, oder auch „c.t.“ (lat. cum tempore / d. mit Zeit). Wenn man ohne die akademische Viertelstunde auskommen möchte, heisst es „s.t.“ (lat. sine tempore / d. ohne Zeit). 

Es sind zwei historische Erklärungsansätze für diese akademische Tradition vorhanden. Laut der ersten kommt dieser Brauch noch aus der Zeit, als die meisten Vorlesungen bei den Professoren Zuhause stattfanden. Die Studenten (Frauen wurden in Basel vergleichsweise spät, ab den 1890ern, und restriktiv an die Universität zugelassen) mussten oft grössere Entfernungen zurücklegen und waren froh um jede geschenkte Minute.

Die zweite Theorie besagt, dass die Professoren ihre Vorlesung mit einer Wiederholung aus der letzten Vorlesung begannen, und die Studenten konnten selbst entscheiden, ob sie an der Wiederholung teilnehmen, oder ob sie sich die erste Viertelstunde schenken.

Quid est?

Mit diesem Text eröffnen wir heute die neue Rubrik „Why Tho?”. Es soll um Bräuche an der Universität Basel gehen und um die Frage, wie sich das Studieren im Laufe der Zeit verändert hat. Das, was wir als Studierende heute als selbstverständlich ansehen, hat sich über Jahrhunderte entwickelt. Bestimmt hat sich jede und jeder von uns bereits mal über eine der zahlreichen akademischen Gewohnheiten an unserer Alma Mater gewundert. Erstaunen euch immer noch gewisse universitäre Gepflogenheiten? Oder habt ihr eines der vielen Mysterien aufgedeckt? Fühlt euch eingeladen, uns lustige, interessante und überraschende Fragen oder Artikel zuzusenden mit Fakten, die eigentlich (k)eine*r zu wissen braucht.

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