FC Starkickers – Ein besonderer Staff für ein besonderes Team

Einmal pro Woche trifft sich der FC Starkickers zum Fussballtraining. Hierbei handelt es sich um ein Fussballteam, wie es sie sonst in der Region nur zu einem Dutzend gibt. Dass die Starkickers wöchentlich trainieren können, verdankt sich dem Trägerverein insieme Basel wie auch einem breiten Netz freiwillig Helfender. Von Florian Zoller

Dienstagabend, Start des Trainings. Trainer Patrick versammelt die anwesenden neun Spielerinnen und Spieler am Mittelkreis. Nur einer fehlt. Mustafa, 34, Stürmer, bleibt an der Wand sitzen. Er, der sich sprachlich nicht gut ausdrücken kann, sagt, er möchte heute nicht spielen, habe Schmerzen. Eine typische Situation, wie Patrick erklärt. «Es gibt immer wieder Spielerinnen oder Spieler, die plötzlich über irgendwelche Schmerzen klagen und nicht mehr mitmachen wollen.»

Patrick hat sich angewöhnt, nicht zu schnell nachzugeben. «Die Spieler kommen alle freiwillig zum Fussball, doch manchen fällt es schwer, sich aus der Komfortzone herauszubewegen.» Um ihnen dabei zu helfen, lohne es sich, auch mal streng zu sein, ihnen etwas abzuverlangen. Auch heute bleibt Patrick hartnäckig. Er spricht Mustafa Mut zu und reicht ihm seine Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen.

Denn eigentlich möchte Patrick mit dem Training beginnen: Aufwärmen, Dehnen, Pass- und Schussübungen, ein «Mätschli» zum Abschluss. Was alles auf dem ersten Blick nach einem simplen Hallentraining aussieht, gestaltet sich bei der Umsetzung oft komplizierter. Es handelt sich nämlich um ein spezielles Fussballteam, das zusammen eine kunterbunte Mischung verschiedener Spielerinnen und Spieler unterschiedlichen Alters – von 18 bis über 50 Jahren – bilden, den FC Starkickers.

Manche der Starkickers können richtig hart schiessen und schnell rennen, andere haben nicht so viel Kraft in den Beinen und verlieren schnell einmal ihr Gleichgewicht. Es gibt solche, die das Spiel richtig gut verstehen, und andere, die nicht immer sicher sind, auf welches Tor sie schiessen müssen und wer mit ihnen im Team ist. Einige reden sehr viel und schnell, andere reden fast gar nicht.

Von sporadischen Trainings zu einem gestandenen Team

Die Anfänge der Starkickers gehen auf das Jahr 2013 zurück. Damals kam bei insieme Basel, einem Verein, der sich für die Integration von Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf einsetzt, die Idee auf, ein Fussballteam für ebensolche Menschen zu gründen. Was in der Folge zuerst mit sporadischen Trainings begann, mündete schliesslich in die offizielle Gründung des FC Starkickers anno 2015 – mitsamt Logo und den unverwechselbaren orangen Tenues.

Anfänglich wurden die Trainings noch nicht rege besucht und es gab viele Wechsel, doch inzwischen ist die Mannschaft auf über 20 Spielerinnen und Spieler angewachsen, wobei darunter immer noch Leute aus den Anfangszeiten mit dabei sind, u. a. auch Mustafa.

  • FC Starkicker beim Aufwärmen
  • Team B bei Ballübungen
  • Team-B bei Übungen

Das Engagement hinter den Starkickers

In den Trainings ist auch immer wieder Urs anzutreffen, Leiter des Freizeitzentrums (FZZ), jenem Zweig von insieme Basel, der die Freizeit- und Reiseangebote organisiert. «Bei den Starkickers ist das FZZ hauptsächlich für die Organisation und Administration verantwortlich», erklärt mir Urs. Dies beinhaltet die Miete der Trainingsstätten (im Sommer im Rankhof, im Winter im Gundeli), die Kontaktpflege zu interessierten Spielerinnen und Spielern, die Material-Beschaffung, die Organisation des alljährlichen Trainingslagers, der Transport zu den Turnieren, der Austausch mit dem Staff sowie die Einstellung der Coaches. Während früher noch Mitarbeitende des FZZ die Starkickers im Training unterstützten, wird das Team heute ausschliesslich durch engagierte freiwillige Helfende trainiert und begleitet.

Diese freiwillig Helfenden sind ebenso eine kunterbunte Truppe wie die Spielerinnen und Spieler selbst: ein Architekt aus Spanien, ein Lehrpersonen-Paar, ein Büroangestellter, ein Spitex-Mitarbeiter, ein Hausmann, ein ewiger Student, eine Betriebsökonomin, ein Pensionär. Hier steckt sehr viel Commitment dahinter, wenn man bedenkt, dass etwa Dieter, welcher für das Material zuständig ist, manchmal für die Trainings extra vom Solothurner Jura nach Basel pendelt. Oder Paul seine Freizeit dafür investiert, das neue Team-Outfit zu organisieren.

Diese Breite des Staffs gibt Trainer Patrick nicht nur viel Planungssicherheit, sondern hilft ihm auch, den Trainingsbetrieb zu professionalisieren. So trainieren die Starkickers nun in zwei Teams, womit nicht nur die im Team vorherrschende Diskrepanz bezüglich fussballerischem Können abgefedert wird, sondern die Trainings so individuell gestaltet werden können, dass bei manchen Spielerinnen und Spieler grosse Verbesserungen erzielt wurden.

Woher die Motivation kommt

Patrick, der am stärksten bei den Starkickers involviert ist, fing 2015 als Helfer an und ist seit 2017 Cheftrainer des Teams (ab Januar 2023 auch für ein kleines Entgelt). Neben den wöchentlichen Trainings, die 90 Minuten dauern, ist er auch bei den in der ganzen Schweiz stattfindenden Turnieren dabei, von denen die Starkickers jährlich ca. sechs besuchen und die jeweils einen ganzen Tag in Anspruch nehmen. Kleinere Aufgaben sind die Trainingsvor- und -nachbereitung oder Gespräche mit den Spielerinnen und Spielern sowie deren Bezugspersonen. Gerade Letzteres kann jedoch sehr anspruchsvoll sein, erzählt mir Patrick.

«Die grössten Herausforderungen», erklärt Patrick, «liegen in den starken psychischen Schwankungen mancher Spielerinnen und Spieler. Da braucht es sehr viel Fingerspitzengefühl, Geduld, aber auch ein bestimmtes Auftreten. Meistens muss man sich innert Sekunden entscheiden: Geht es der Person jetzt wirklich schlecht, habe ich sie mit einer Übung überfordert oder möchte sie sich bloss drücken?» Dies ist ein schmaler Grat für den Trainer, der freimütig zugibt, nicht immer angemessen zu reagieren: «Es gibt Tage, da habe ich die Geduld nicht, da reagiere ich unwirsch. Dann bin ich froh, wenn andere aus dem Staff da sind und dies auffangen können.»

Umso schöner sind für Patrick die Höhepunkte seiner Trainer-Tätigkeit, nämlich, wenn die vermeintlich kleinen Sachen, wie z. B. das Überwinden der Koordinationsleiter, nach unzähligen Versuchen plötzlich funktionieren. Neben den sportlichen Aspekten sind ihm die sozialen mindestens so wichtig: «Wir stellen den Spielerinnen und Spielern Gelegenheiten zur Verfügung, um sich sportlich zu betätigen, um Teil eines Teams zu sein. Zu sehen, wie gerne die Leute ins Training, an Turniere und sonstigen Anlässen kommen, wie viel es ihnen bedeutet, Teil des Teams zu sein, ist sehr motivierend.»

Das Engagement von Patrick und co. lohnt sich, denn an jenem Dienstag ist mittlerweile auch Mustafa voll im Training integriert, jagt den Bällen nach, schiesst Tor um Tor, klatscht strahlend mit den anderen ab. Von allfälligen Schmerzen ist keine Rede mehr.

Infobox
insieme Basel/ Freizeitzentrum (FZZ)
Landskronstrasse 32
4056 Basel
+41 61 381 03 00
http://www.insieme-basel.ch/freizeit/starkickers/

Bilder: FC Starkickers

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