Eine Young Critics-Rezension zum Sinfoniekonzert FANNY & FELIX. Von Mantra Kumar
EIN ABENTEUER MIT DEN MENDELSSOHNS
VON MANTRA KUMAR
An jenem feierlichen Mittwochabend erschienen Zuhörende für das letzte Sinfoniekonzert des Jahres und trafen dabei auf eine Überraschung: Inmitten der Bühne stand das Dirigentenpodest leer. Die Spannung steigerte sich, als es hiess, dass Ivor Bolton krankgemeldet war und somit nicht erscheinen könne. Das Publikum fragte sich: Wie geht’s nun weiter? Wie bewältigen wir die musikalische Reise ohne den Dirigenten? Diese Fragen wurden mit den ersten Tönen der Ouvertüre bereits geklärt.
Ohne grosses Zögern begann das Sinfonieorchester Basel, sich dem Eröffnungsstück von Fanny Mendelssohn zu widmen. Die Melodie in C-Dur brachte Licht ins Dunkle, liess die Sonne aufgehen und brachte Ruhe in den Saal. Mithilfe der Leitung der Konzertmeisterin Friederike Starkloff blühte die Musik auf und vertrieb die Überraschung in Vergessenheit.
Daraufhin trat die 21-jährige María Dueñas auf die Bühne und zog das Publikum in die Klangwelt des bekannten Mendelssohn-Violinkonzerts. Mit graziöser Musikalität und makelloser Technik machte die Solistin die Reise durch drei Sätze. Zuerst kam der dramatische Sturm und Aufruhr, danach versank die Musik in eine ruhige Idylle, um schliesslich in einem hellen, hoffnungsvollen Satz zu enden. Diese Entwicklung ähnelt dem Werdegang Fanny Mendelssohns, beziehungsweise dem vieler weiblichen Komponisten zu dieser Zeit. Sie hatten mit viel Widerstand und Schwierigkeiten zu kämpfen, mussten sich mit Ungleichheit zufriedengeben, bewahrten aber immer die Hoffnung und den Optimismus.
Eine ähnliche Stimmung erzeugte Louise Farrencs dritte Sinfonie. Während der vier Sätze quollen Melodien des Schmerzens, der Unruhe, der Besänftigung und der Lebensfreude hervor. Vor allem die Blasinstrumente trugen das Stück durch Tumult, Ruhe und Aufhellung. Beide Frauen, Louise Farrenc sowie Fanny Mendelssohn, kämpften gegen ihre eigenen Hürden und Schwierigkeiten, die sich in ihrer Musik äusserte. Die Musik dient hierbei als eine Zeitkapsel der Gefühlwelt jener überschauten Komponistinnen. Auch insbesondere dank der Solistin und der 1. Konzertmeisterin wurde der Auftritt zu einem gelungenen Erfolg. Es war ein musikalisches Abenteuer wie kein anderes!
Sinfonieorchester Basel
Du bist gefragt! Dieser Text ist entstanden im Rahmen des Programms „Young Critics“ des Sinfonieorchesters Basel. Vorgaben zur Textgattung gibt es keine, auch Gedichte sind möglich. Ausgewählte Beiträge werden veröffentlicht und mit einem Betrag von 50 CHF vergütet. Bewerbungen an: l.vaterlaus@sinfonieorchesterbasel.ch. Übrigens: Für Studierende mit Studi-Abo kostet ein Konzertbesuch nur 10 CHF!
Bild: Sinfonieorchester Basel
