Weltweit planen Schüler:innen und Studierende im Mai im Rahmen der internationalen Kampagne „End Fossil“, Universitäten und Schulen zu besetzen. Von Spanien, Uganda, Portugal bis Österreich und an vielen weiteren Orten besetzen Studierende und Schülerinnen ihre Bildungsinstitutionen. Die Besetzung der Uni Basel letzte Woche, vom 8. bis 12. Mai, war Teil dieser globalen Welle und gleichzeitig der schweizweite Auftakt von Uni- und Schulbesetzungen in diesem Monat. Von End Fossil Basel
Die Hauptforderung von „End Fossil“ ist das Ende des fossilen Zeitalters: Der Bau neuer fossiler Infrastruktur wie beispielsweise das Flüssiggasterminal in Schweizerhalle muss gestoppt werden. Der Ausstieg aus der fossilen Industrie steht zudem im Sinne einer weltweiten Klimagerechtigkeit, die durch weitere Massnahmen – wie durch die Streichung von Schulden des Globalen Südens und Öffnung der Grenzen – von der Politik angestrebt werden soll.
Als mehrheitlich Studierende haben wir dort angesetzt, wo wir unseren Alltag verbringen: an der Uni. Diesen Alltag wollten wir stören und gleichzeitig alle dazu auffordern, es uns je nach Möglichkeiten gleich zu tun. Gleichzeitig war die Uni-Besetzung offen gegenüber Nicht-Studierenden – wir haben uns über jede Unterstützung gefreut und tun dies auch weiterhin!
Die Besetzung der Uni Basel wurde auch mit konkreten Forderungen an sie verbunden: 55 Jahre nach den Uni-Aufständen von 1968 ist es dringender denn je, dass die Universität wieder zu einem Ort des sozialen Wandels wird. Die Uni als Ort der Wissenschaft muss Verantwortung übernehmen und Räume schaffen, um über die Bekämpfung der Klimakrise zu diskutieren. Sie hat die Aufgabe, für die Erkenntnisse der Wissenschaft einzustehen und den Studierenden die Werkzeuge mitzugeben, die es braucht, um die Klimakrise und die vielen damit verstrickten Krisen zu bewältigen. Aktuell wird die Uni Basel diesem Anspruch nicht gerecht: durch Kooperationen mit Grosskonzernen profitiert sie vielmehr von einer brennenden Erde und der Zerstörung von Lebensgrundlagen.
Die Besetzung diente unter anderem dazu, neue Räume zu schaffen, um uns selber durch Diskussionsrunden und Workshops weiterzubilden. Dabei bestand der Anspruch, uns ein intersektionales Verständnis der Klimakrise anzueignen. Dementsprechend waren die Themen der Veranstaltungen breit gefächert: So ging es um Schulden in der Klimakrise, Lützerath, Konzernbeobachtung, aber auch um das Problem der Uni Basel im Umgang mit sexualisierter Gewalt.
Zu guter Letzt wollten wir die Besetzung auch als einen angenehmen Ort zum Verweilen gestalten. Zwei mal am Tag kochten Menschen in der „Küche für alle“ leckere Mahlzeiten auf Kollekte-Basis. Am Donnerstagabend war der krönende Abschluss der Besetzung, inklusive Poetry Slam und Konzerte.
Die Reaktion der Uni löste in uns ambivalente Gefühle aus. Einerseits begrüssen wir ihren Zuspruch und Unterstützung der Aktion. Jedoch empfinden wir das Narrativ, dass wir anscheinend „offene Türen“ einrannten und eine Erinnerung für die Uni Basel seien, sich nicht auszuruhen, auch als problematisch. Denn während sich die Uni als fortschrittlich und wohlwollend profiliert, ist sie gleichzeitig mit Grosskonzernen wie Roche und Novartis verstrickt. Die Uni hört lieber auf Grosskonzerne und Banken als auf ihre eigene Forschung. Die Verstrickung beschränkt sich nämlich nicht auf die Finanzierung: Der Universitätsrat, das oberste Entscheidungsgremium der Uni Basel, wird dominiert von Personen aus der Pharmaindustrie und dem Bankensektor. Währenddessen haben wir als Studierende sowie auch die Angestellte der Uni so gut wie kein Mitspracherecht und es wird über unsere Köpfe hinweg entschieden.
Aus diesem Grund haben wir der Uni ein Ultimatum gestellt: Bis vor Beginn der Vorlesungszeit im Herbstsemester 2023 soll die Uni Basel ihre Finanzierung und die Bedingungen, die daran geknüpft sind, komplett offenlegen und transparent kommunizieren.
Wir sind Studierende der Uni Basel und stellen Forderungen an die Politik und unsere Universität. Mach mit!
Bilder: End Fossil