Habt ihr gewusst, dass es in Basel eine Theatergruppe gibt, die Grosses für die Integration und gegen die Diskriminierung von Flüchtlingen bewirkt? Doch die Theatergruppe setzt sich nicht nur für Flüchtlinge ein, sondern auch für andere Menschen, welche in irgendeiner Form Diskriminierung erlebt haben. Reale Geschichten von Menschen können in der Theatergruppe geteilt und auf die Bühne gebracht werden. Von Julia Northfleet
Entstehung und Gegenwart
Die Theatergruppe «Niemandsland Culture + Diversity» entstand im Jahr 1999. Im Jahr 2007 wurde dann der Förderverein Niemandsland gegründet, der seit Januar 2008 für die Mittelbeschaffung zur Durchführung der Aktivitäten der Theatergruppe Niemandsland zuständig ist. Der Förderverein Niemandsland hat derzeit ungefähr 20 Mitglieder unterschiedlicher Herkunft, von denen die Mehrzahl aktiv an den Proben und Theaterworkshops teilnimmt. Von den Mitgliedern besitzt etwa die Hälfte einen Migrationshintergrund, einige kamen als Flüchtlinge in die Schweiz. In der Theatergruppe können sich die Mitglieder über ihre kulturellen und sozialen Hintergründe austauschen.
Interessante öffentliche Theaterproben
Die wöchentlichen öffentlichen Theaterproben finden immer freitags um 19:00 Uhr im Begegnungszentrum UNION (1.Stock), an der Klybeckstrasse 95 in 4057 Basel, statt. Manuela Zeller, ehemaliges Mitglied der Theatergruppe und des Vorstandes, berichtet in ihrer Reportage auf der offiziellen Niemandsland-Website von dem interessanten Ablauf der Theaterproben. Anfangen sollen die Proben mit einer zehnminütigen Yoga-Einheit, einem Ritual, das die Gruppenmitglieder ankommen lässt. Anschliessend sollen dann die amüsanten und kuriosen Theaterübungen beginnen. Manuela berichtet von einem Tag, an welchem die Gruppenmitglieder sich in Zweiergruppen gegenseitig beschimpfen und anschliessend die ganze Gruppe, wie eine Horde Zirkustiere um einen «Zirkusdirektor» galoppiert und seine Anweisungen befolgt.
Geleitet werden die Theaterproben von Davide Maniscalco. Neben seinem Studienabschluss an der Facoltà die Lettere e Filosofia in Kulturanthropologie, Theater und Literatur besitzt er ein Zertifikat in angewandter Theaterpädagogik. Seit 1991 ist er für die Leitung verschiedener Theaterprojekte für Schulen und im Migrationsbereich verantwortlich, sowie für die Regie zahlreicher Theaterproduktionen. Im Jahr 1999 gründete er dann die Theatergruppe «Niemandsland Diversity + Culture». Da ich Davide Maniscalco persönlich kenne, möchte ich ergänzen, dass er eine aufgeschlossene und lustige Persönlichkeit ist, weswegen ich einen Besuch in seiner Theatergruppe nur empfehlen kann.
Jeder ist herzlich willkommen im Niemandsland vorbeizuschauen.
Im Niemandsland ist was los
Im Durchschnitt hat das Niemandsland bisher in wechselnder Besetzung zweimal in drei Jahren grössere, qualitativ hochwertige Produktionen auf die Bühne gebracht. Neben den grösseren Produktionen werden auch kleinere mit dem Namen «Drama Loco» an eher ungewöhnlichen Orten, wie Restaurants oder Fitnessräumen aufgeführt.
Ihr zuletzt aufgeführtes grösseres Theaterstück trägt den Namen «Vergiss das Meer nicht» und wurde am 4. und 6. November im Sudhaus Basel, am 12. November im M54 und am 19. November im Bau3 aufgeführt.
Dieses Theaterstück handelt um fünf Hauptfiguren, welche den Krieg in Syrien miterlebt haben und stellt ihre Beziehungen untereinander ins Zentrum. Alle haben gemeinsam, dass sie etwas Grosses erreichen möchten, doch das Leben hält andere Pläne für sie bereit. «Vergiss das Meer nicht» soll einen Denkzettel über den Krieg in Syrien darstellen.
Nun ist das Niemandsland-Theaterteam dabei, zwei neue Theaterstück zu produzieren. Das eine Stück trägt den momentanen Arbeitstitel: «Und dann frass er mein Herz» und befasst sich mit dem Thema verbaler Gewalt und Diskriminierung an Frauen und mit der gesellschaftlich verbreiteten Akzeptanz der Frauendiskriminierung und -sexualisierung. Inspiriert wurde das Stück vom Buch «Die Erschöpfung der Frauen» von F. Schutzbach, aber auch von den Biographien realer Personen.
Das zweite Stück trägt bisher noch keinen Arbeitstitel und befasst sich mit den Geschichten von Menschen, welche eine Flüchtlingsreise miterlebt haben. Ausserdem werden die Diskriminierung und «postkoloniale» Haltung gegenüber Flüchtlingen und ihrer Herkunft thematisiert. Geleitet wird dieses Theaterstück von Mahmoud Al Hariri, Schauspieler und Mitglied des Niemandsland Vorstandes, welcher selber eine Flucht aus Syrien während des Krieges erlebt hat.
Macht mit
Noch ist das Team dabei, für die beiden Stücke Ideen zu sammeln, Texte zu schreiben und auf der Suche nach weiteren Schauspielern. Wenn du, liebe Leserin oder lieber Leser, Interesse am Theater Niemandsland entwickelt hast, dann melde dich doch bei info@theaterniemandsland.ch.
Bild: Flyer_Suche_Niemandsland
Hier geht es zur offiziellen Website von Niemandsland: https://www.theaterniemandsland.ch/
Auf dieser Seite sind alle Daten zu den neusten Events, Reportagen, die einen guten Überblick über das Niemandsland geben und viele Bilder der Aufführungen.
