Young Critics: SACRE –  Sinfonieorchester Basel

Young Critics

Eine Young Critics-Rezension zum Sinfoniekonzert SACRE. Von Joëlle Salomé Götz

EINE SEHR EINDRUCKSVOLLE DARBIETUNG DES LEGENDÄREN WERKS

VON JOËLLE SALOMÉ GÖTZ

Mit starken, vollen Akkorden beginnt Wojciech Kilars Krzesany. Viel Vibrato in den Streicherstimmen bringt die neu eröffnete musikalische Welt zum Beben. Langsam werden die bereits dichten Klänge dissonanter, bis sie in einzelne Schläge resultieren, die mich an einige Passagen in Strawinskys Sacre erinnern. Immer wieder baut sich die Musik stark auf, um einen plötzlichen Umschwung einzuleiten. Die Musik des Komponisten, der auch viel Filmmusik komponiert hat, ist sehr bildhaft. Der Orchesterklang wird wilder, doch in der grossen Masse erscheint eine Harmonie, die immer heller und heller strahlt und schliesslich den Rest der Musik überstrahlt. Damit endet das Stück.

Es folgt Mozarts Konzert für zwei Klaviere und Orchester in Es-Dur. Katia und Marielle Labèque sind die Pianistinnen für das Doppelkonzert. Durch die beiden Klaviere entsteht ein schöner, akustischer Effekt im Raum, und die Schwestern halten eine Verbindung zueinander. Die Transparenz in Mozarts Kompositionen ist für mich ausschlaggebend für seine Musik, doch sie ist auch eine Herausforderung. Somit hatte ich auch heute Abend manchmal den Eindruck, dass die Klaviere und das Orchester leicht auseinanderdrifteten. Anschliessend spielen die Schwestern eine Zugabe, die mit dem Dies Irae-Thema beginnt, welches durchweg weiter in die Musik verwoben wird.

Nach der Pause kommt der grosse Moment: Das Englischhorn erklingt und sein Klang entfaltet sich – damit beginnt Le sacre du printemps von Igor Strawinsky. Schon bald wird die Musik wilder; das Stück ist so vielgestaltig, immer spannend, sich schnell verwandelnd. Der Wechsel und Kontrast zwischen den lyrischen Melodieabschnitten und harten Klängen lassen das Stück nie langweilig werden. Krzysztof Urbański beginnt beim Dirigieren beinahe zu tanzen, wie passend bei einem Ballett. Man spürt, dass er das Stück stark empfindet, und es macht Spass, ihm und seiner originellen Dirigiertechnik zuzusehen, denn es wirkt, als würde er zaubern. Zusammen mit dem Sinfonieorchester Basel schafft er eine sehr eindrucksvolle Darbietung des legendären Werks. Das Orchester hat eine tolle Energie und auch als konzertante Aufführung bleibt das Stück für immer extrem ausdrucksstark. Mit grossem Knall endet Le sacre du printemps und so viele Jubelschreie habe ich selten gehört in einem klassischen Konzert. Doch da Strawinsky 1913 mit der Klassik gebrochen hat, scheinen die Jubelrufe passend, und stehen wohl im starken Kontrast zu der Reaktion des Publikums bei der Uraufführung in Paris. Für mich war dieses Konzert eine echte Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde.


Sinfonieorchester Basel

Du bist gefragt! Dieser Text ist entstanden im Rahmen des Programms „Young Critics“ des Sinfonieorchesters Basel. Vorgaben zur Textgattung gibt es keine, sogar Gedichte sind möglich. Ausgewählte Beiträge werden veröffentlicht und mit einem Betrag von 50 CHF vergütet. Bewerbungen an: l.vaterlaus@sinfonieorchesterbasel.ch. Übrigens: Für Studierende mit Studi-Abo kostet ein Konzertbesuch nur 10 CHF!

Bild: Sinfonieorchester Basel

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