Martin Luther King, Sophie Scholl und die Coronaproteste

Die derzeit oft gesehenen Demonstrationen von sogenannten Coronaleugner*innen kommen mit einer gewissen revolutionären Symbolik daher. Im Anschluss an unseren letzten Beitrag stellt sich nun denn die Frage: Lassen sich die Protestbekundungen gegen die Coronamassnahmen als zivilen Ungehorsam verstehen? Und wenn ja, sind sie deshalb legitim? Von Lisa Kwasny

Es ist eine gruselige Formation, die hier durch Bern zieht. Menschen in weissen Schutzanzügen und mit Masken trotten durch die Innenstadt. Aus einer Stereoanlage klingt eine blecherne Stimme. «Unser Atem tötet. Sicher bist du nur in der Isolation. Fügt euch der Normalität. Verratet eure Nachbarschaft. Maskenpflicht ein Leben lang. Umerziehungslager für Maskenverweigerer.» Dass diese Aktion an die Dystopie «1984» von George Orwell erinnert, scheint gewollt. Die Kommentare auf YouTube weisen darauf hin, dass das die Zukunft sein werde, wenn man nicht aufpasst. Es ist offensichtlich: Das ist eine Protestaktion von Coronaleugner*innen. 

Diese Demonstrationen finden regelmässig statt, in verschiedenen Schweizer und Deutschen Innenstädten. Das Medium könnte überraschen, denn wer die Aktionen von Extinction Rebellion kennt, fühlt sich vielleicht irgendwie daran erinnert. Nur ist Extinction Rebellion für Klimaschutz auf der Strasse. Die Coronaleugner, weil sie glauben, in einer Diktatur zu leben. 

«Ich fühle mich wie Sophie Scholl»

Etwas wichtiges vorweg: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Coronaleugner*innen und Extinction Rebellion. Die Gründe, weshalb diese Gruppen auf die Strasse gehen, könnten unterschiedlicher nicht sein. Das einzige, was sie verbindet, ist die Überzeugung, gegen Unrecht vorzugehen. Nur haben Extinction Rebellion die Wissenschaft auf ihrer Seite, die belegt, dass der Klimawandel echt ist. Die Coronaleugner*innen haben meist keine echten Belege für ihre Behauptungen. 

Trotzdem gibt es eine Ähnlichkeit im Auftreten dieser zwei Gruppierungen. Es ist nicht neu, dass linke Aktionskunst und die typische Symbolik linker Proteste von anderen übernommen werden. Die Unterscheidung von links, mitte und rechts aufgrund äusserlicher Merkmale wie Kleidungsstil oder der Lebensgestaltung ist schwieriger geworden. Auch weil sich ehemals typisch linker Protestgestaltung bedient wird. 

Bei den Coronaprotesten könnte ein Grund dafür sein, dass viele Protestierende ehemals links gewählt haben und sich auch mit typisch linken Themen identifizieren. Diese Information geht auf eine Forschungsarbeit der Universität Basel unter der Leitung von Oliver Nachtwey, Nadine Frei und Robert Schäfer zu den Coronaprotesten zurück. (https://osf.io/preprints/socarxiv/zyp3f/ Stand 22.01.2021) Diese linke Orientierung hat sich mit Corona geändert, der Habitus aber blieb. Vielleicht ist das der Grund, weshalb die Coronaleugner*innen sich einer Protestform bedienen, welche auch als ziviler Ungehorsam charakterisiert werden könnte. Diese Feststellung mag schockieren und sie wirft viele Fragen über die Legitimität des zivilen Ungehorsams auf. Denn kann ein Coronaprotest wirklich mit bekannten Aktivist*innen des zivilen Ungehorsams wie Martin Luther King oder Mahatma Gandhi eingereiht werden? Was würde dies für die Coronaproteste bedeuten und was für den zivilen Ungehorsam? 

Tatsächlich haben einige Coronaleugner*innen die Selbstüberzeugung, in die Fussstapfen des zivilen Ungehorsams glorreich einzutreten. Beispiele wie in Hannover, wo sich eine junge Frau an einer Coronademonstration mit Sophie Scholl verglich, zeigen dies. Als Grund für den Vergleich bezog sich die junge Frau auf die Tatsache, dass sie gleich alt sei wie Sophie Scholl, als diese von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Sophie Scholl hat als Mitglied der Widerstandsgruppe «Weisse Rose» Flugblätter gegen den Nationalsozialismus verteilt und wurde deswegen enthauptet. Die junge Frau an der Querdenker-Demonstration in Hannover ist nach eigenen Angaben seit Monaten im Widerstand. Gegen was, sagt sie nicht, man kann es sich aber denken.

Auch die Aussage eines 11-jährigen Mädchens, welches sich mit Anne Frank verglich, weil es ihren Geburtstag im Geheimen feiern musste, weil zu viele Gäste eingeladen waren, zeigt das Selbstbild vieler Coronaleugner*innen als Erben des zivilen Ungehorsams im Dienste der Humanität. Auch wenn sich das Mädchen vielleicht nicht bewusst war, welche Tragweite ihr Vergleich hat, so haben ihre Eltern sie doch nicht über ihren schlechten Vergleich aufgeklärt. Es liegt nahe, dass die Eltern die Ansicht ihrer Tochter teilen. Für die meisten anderen Menschen sträuben sich bei diesen Vergleichen die Nackenhaare. 

Trotzdem, wenn man Aktionen wie die zu Beginn geschilderte Schutzanzugaktion der Coronaleugner*innen betrachtet, ist kaum zu übersehen, dass diese Aktionen viele Merkmale des zivilen Ungehorsams tragen. Das stellt den zivilen Ungehorsam wie gesagt vor einige Schwierigkeiten. Denn der zivile Ungehorsam bezieht seine Legitimation mitunter auch von den bekannten Beispielen von Freiheitskämpfer*innen, welche grosse Ungerechtigkeit durch den zivilen Ungehorsam bekämpft haben. Wenn nun Coronaleugner*innen in diese Reihen aufgenommen würden, würde das der Glaubwürdigkeit des zivilen Ungehorsams schaden. Die Frage ist also: Sind Aktionen im Rahmen der Coronaproteste ziviler Ungehorsam? 

Sind Coronaproteste wirklich ziviler Ungehorsam?

Im Artikel «Ziviler Ungehorsam – Ermächtigung der Machtlosen» wurde erklärt, welche Charaktermerkmale für die Klassifizierung als zivilen Ungehorsam vorhanden sein müssen. Dazu gehört der Protest gegen Ungerechtigkeit, öffentliche Kommunikation der Anliegen, Mitwirkung am politischen Geschehen und Gewaltlosigkeit. Die besagte Aktion mit den Schutzanzügen weist fast alle diese Eigenschaften auf. Sie verstehen sich als Protest gegen die Ungerechtigkeit der Regierung, welche eine Coronadiktatur aufgestellt habe oder noch aufstellen würde, Protest gegen «unangemessene» Massnahmen, welche die Freiheit der Menschen einschränken würde und Protest gegen die Impfpflicht, welche vermeintlich eingeführt werden soll. Zeichengebend dafür ist der Protest gegen die Masken, welche nicht nur gesundheitsschädlich seien, sondern welche in den Kreisen der Coronaleugner*innen symbolisch für die Mundtotmachung jeglicher Kritik gegen das scheinbar diktatorische Regime und seine «illegitimen» Massnahmen gilt. Dieser Protest wird durch öffentliche Aktionen wie der Schutzanzugaktion gegen aussen kommuniziert. Aber auch das Verweigern der Masken im öffentlichen Verkehr kann als Versuch gewertet werden, kollektiv auf eine Situation hinzuweisen, welche als Unrecht wahrgenommen wird. 

Zwei von vier Merkmalen des zivilen Ungehorsams sind also bei den Aktionen von Coronaleugner*innen erfüllt. Doch ob sie auch die zwei letzten Merkmale erfüllen, ist nicht klar mit einem Ja zu beantworten. Zuerst zur Mitwirkung am politischen Geschehen. In den öffentlichen Reden der Coronaleugner*innen wird klar, dass diese die Politik als zu tiefst korrumpiert wahrnehmen. Das Vertrauen in die staatlichen Institutionen sinkt bei einigen Coronaleugner*innen gegen null. Das zeigen Aussagen wie «ich bin kein Politiker, ihr könnt mir also glauben», welche an einer Demonstration in Schwyz von einem Redner gemacht wurde. Natürlich sind nicht alle Coronaleugner*innen so desillusioniert und es gibt Aussagen zu den Aktionen, dass diese den Politiker*innen zeigen sollen, dass «das Volk» die Massnahmen nicht einfach so hinnimmt, sondern sich wehrt. Es ist fraglich, ob man die Aktionen als Versuch werten kann, auf politischem Weg etwas zu verändern, da das politische System nach eigenen Aussagen schon eine Diktatur ist und jegliche Beeinflussung der Politik unmöglich sei. Trotzdem würden einige Coronaleugner*innen bei der nächsten Wahl vermehrt die SVP wählen, wie aus der Forschung der Uni Basel zu den Coronaprotesten hervorgeht. Das Verhältnis zur Politik bleibt bei Coronaleugner*innen also diffus. 

Auch ob bei Protestaktionen gegen die Coronamassnahmen und bei Maskenverweigerung die Gewaltlosigkeit eingehalten wird, ist fraglich. Die Gefährdung der Bevölkerung durch das Nichttragen der Maske und die Nichteinhaltung der Massnahmen könnte als Gewalthandlung gewertet werden. Bei der Schutzanzugaktion wurden jedoch nicht nur Masken, sondern sogar Schutzanzüge getragen. Hier kann also keine Gewalt festgestellt werden. Ist diese Aktion also ziviler Ungehorsam? 

Leider muss diese Frage bejaht werden. Die Schutzanzugaktion kann als ziviler Ungehorsam gewertet werden, da er alle Merkmale des zivilen Ungehorsams aufweist. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass Vergleiche mit Anne Frank oder Sophie Scholl legitim sind. Denn nur, weil eine Aktion ziviler Ungehorsam ist, sind die Gründe, für die sie kämpft, noch lange nicht legitim. 

Diese Aussage mag kontraintuitiv klingen, da mit dem zivilen Ungehorsam meist grosse humanitäre Leistungen verknüpft werden. Meistens wird auch versucht, nur Handlungen als zivilen Ungehorsam zu werten, welche in dieser humanitären Tradition stehen. Die Gründe, weshalb etwas nicht zum zivilen Ungehorsam gezählt wird, können schnell konstruiert wirken. Ein aktuelles Beispiel ist Wikileaksgründer Julian Assange, welcher zwar nicht an die USA ausgeliefert, jedoch auch nicht freigelassen wird. Ob die Veröffentlichung geheimer Staatsdokumente über Kriegsverbrechen einer Nation legitim ist oder sogar als humanitäre Leistung gewertet werden kann, wird öffentlich breit diskutiert. Trotzdem können die Veröffentlichungen auf Wikileaks als zivilen Ungehorsam betrachtet werden, weil sie alle Bedingungen dafür erfüllen. 

Gerade bei Aktionen, welche sich gegen bestehendes Recht richten, weil sie dieses als illegitim betrachten, ist die Frage der Legitimität umstritten. Es ist einfacher, zivilen Ungehorsam zu rechtfertigen, welcher auf den Bruch bestehender Gesetze aufmerksam macht, als den zivilen Ungehorsam, welcher bestehende Gesetze kritisiert. So sind viele solche Aktionen als zivilen Ungehorsam zu werten, obwohl von einigen Parteien Zweifel an der Legitimität ihrer Gründe angebracht werden. 

Im vorliegenden Text wird also dafür argumentiert, dass die Legitimität einer Handlung nicht von ihrem Status als ziviler Ungehorsam zusammenhängt. Ob eine Handlung legitim ist oder nicht ist in einem zweiten Schritt zu bewerten. Diese Bewertung gestaltet sich oft als schwierig, da verschiedene Gründe für oder gegen die Legitimität hervorgebracht werden können. Doch es gibt ein Kriterium, welche jede weitere Diskussion ausschliessen könnte. Dieses Kriterium ist die Orientierung an den Menschenrechten. Diese sind bestehende Gesetze, welche die Rechte aller Menschen schützen sollen und daher universelle Gültigkeit beanspruchen. Wenn ein Gesetz oder eine Praxis Menschenrechte verletzt, ist der zivile Ungehorsam dagegen definitiv legitim. Das ist bei Whistleblowern der Fall. Und bei den Coronaprotesten? 

protest against corona measures frankfurt june 2020

Menschenrechte – ein Distinktionsmerkmal für Legitimität

Spannend an diesem Fall ist, dass sich die Coronaleugner*innen selbst auf die Menschenrechte berufen. Sie behaupten, dass die Handlungsfreiheit, freie Meinungsäusserung, Versammlungs- und Personenfreizügigkeitsfreiheit, Informationsfreiheit, Recht auf Bildung, Religionsfreiheit und das Recht auf Selbstbestimmung beeinträchtigt seien. Die genannten Menschenrechte sind zwar universell, aber nicht absolut gültig. Bis auf die absolut geltenden Menschenrechte (zum Beispiel Sklaverei- oder Folterverbot) dürfen alle Menschenrechte eingeschränkt werden, sofern der Eingriff auf dem überwiegenden öffentlichen Interesse beruht und der Eingriff verhältnismässig ist. Da eine globale Pandemie vorliegt, die bereits hunderttausenden Menschen das Leben gekostet hat, ist dieser Fall gegeben. Das Gegenargument der Coronaleugner*innen, dass die Pandemie nicht echt oder nicht so ernst ist, ignoriert nicht nur die wissenschaftliche Evidenz, sondern auch die Situation in Spitälern und Pflegeeinrichtungen und ist deshalb in dieser Diskussion ungültig. Das bedeutet, dass die Coronamassnahmen die Menschenrechte zwar sehr einschränken, sie aber den Umständen entsprechend gerechtfertigt sind. Natürlich gibt es problematische Massnahmen, welche Ungleichheit befördern, bestimmte Menschengruppen und Wirtschaftszweige diskriminieren, doch von einer Diktatur oder einer Einschränkung der freien Meinungsäusserung kann nicht geredet werden. Schon nur die Tatsache, dass es möglich ist, solche Schutzanzugaktionen durchzuführen, während die Polizei vorbeifährt und nichts unternimmt, zeigt, dass die Anklage seitens der Coronaleugner*innen masslos übertrieben ist. Das bedeutet nicht, dass Kritik nicht angebracht sein soll. Doch da der zivile Ungehorsam der Coronaleugner*innen auf den Annahmen einer Diktatur, Einschränkung der Meinungsfreiheit und der allgemeinen Freiheit und Impfzwang beruht und diese Dinge nicht gegeben sind, entbehrt dieser zivile Ungehorsam jeder nötigen Basis, um legitim zu sein. 

Ziviler Ungehorsam – aber illegitim

Zusammenfassend können also einige Aktionen von Coronaleugner*innen durchaus als ziviler Ungehorsam gewertet werden. Sie sind eine Form von Protest gegen eine als ungerecht wahrgenommene Situation, kommunizieren diese Wahrnehmung mit gewaltlosen Aktionen gegen aussen und versuchen den öffentlichen und politischen Diskurs zu beeinflussen. Damit erfüllen sie die Kriterien des zivilen Ungehorsams. Doch deswegen sind sie noch lange nicht im gleichen Atemzug zu nennen wie Martin Luther King oder auch Sophie Scholl. Der Auffassung, dass der Staat die Coronamassnahmen diktatorisch eingeführt hätte oder dass die Meinungsfreiheit der Menschen eingeschränkt würde, fehlt jegliche Legitimationsgrundlage. Dadurch sind auch die Aktionen der Coronaleugner*innen, obwohl sie sich der Form des zivilen Ungehorsams bedienen, illegitim. 

Titelbild: © Bwag/CC-BY-SA-4.0.
Beitragsbild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Protest_against_corona_measures_Frankfurt_June_2020.jpg(Stand 25.01.2021)

8 thoughts on “Martin Luther King, Sophie Scholl und die Coronaproteste

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      Gute Erörterung, aber die Schlussfolgerung dass die Proteste illegitim seien dünkt mich etwas einfältig und unbedacht. Wer bestimmt eigentlich, ob die Massnahmen und Eingriffe in die Menschenrechte verhältnismässig sind? Stichwort Gewaltentrennung. Ist es die Exekutive und Legislative, die sich zwar auf wissenschaftliche aber nur einseitige Evidenz berufen, oder ist es schlussendlich die Judikative, die vielleicht zum Unmut einiger alle Seiten anhören und echte Fakten prüfen müssen? Das Amtsgericht Weimar hat die Massnahmen erst vor ein paar Tagen für unverhältnismässig erklärt und das Urteil ist vernichtend (https://openjur.de/u/2316798.html).

      „Das Wort „unverhältnismäßig“ ist dabei zu farblos, um die Dimensionen des Geschehens auch nur anzudeuten. Bei der von der Landesregierung im Frühjahr (und jetzt erneut) verfolgten Politik des Lockdowns, deren wesentlicher Bestandteil das allgemeine Kontaktverbot war (und ist), handelt es sich um eine katastrophale politische Fehlentscheidung mit dramatischen Konsequenzen für nahezu alle Lebensbereiche der Menschen, für die Gesellschaft, für den Staat und für die Länder des Globalen Südens.“

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      Hallo Mario. Danke für deinen Kommentar zu meinem Essay.
      Ich weiss tatsächlich nicht, welche der Gewalten bestimmt, ob die Massnahmen angebracht sind. War das von dir eine rhetorische Frage oder eine ernstgemeinte, weil du es auch nicht weisst? Oder willst du auf eine gewisse Ungerechtigkeit hinweisen? Du scheinst auf jeden Fall eine gewisse Präferenz für die Judikative zu haben. Wie kommst du zum Schluss, dass die Exekutive und Legislative nur einseitige Ergebnisse prüfen würden? Ohne Begründung kann ich mit diesem Argument wenig anfangen.
      Mein Urteil bezog sich nicht auf die Legitimität der Coronaproteste, sondern auf den zivilen Ungehorsam der Coronaleugner*innen. Es gibt hier einen Unterschied. Der ZU der Coronaleugner*innen suggeriert, dass wir entweder schon in einer Diktatur leben oder darauf zugehen. Da das Amtsgericht in Weimar dieses von dir zitierte Urteil gesprochen hat, scheint die Diktatur jedenfalls noch nicht eingetroffen zu sein. Das Geburtstagsfest im Innenhof in W., worauf sich das Urteil bezieht, kann kaum mit diktatorischen Verhältnissen verglichen werden, auch wenn die Regelungen Menschenrechte verletzen. Diese Verletzung ist ständige Diskussion der Politik und der Öffentlichkeit ausgesetzt und damit nicht einfach „von oben herab“ aufgesetzt.
      Mein Argument schliesst nicht Kritik an den Massnahmen per se aus. Es ist wichtig, immer wieder die Massnahmen und ihre Wirkung zu diskutieren. Man könnte sich auch dem zivilen Ungehorsam bedienen, um in dieser Diskussion mitzumachen. Doch der ZU der Coronaleugner*innen diskutiert nicht einfach Massnahmen, sondern malt ein dystopisches Zukunftsbild inkl. Impfzwang, Mikrochip und sozialer Zwangsdistanz für Immer. Denkst du, dass das eine reale Gefahr ist?

      Lieber Gruss,
      Lisa

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      Hi Lisa, danke auch dir für die Antwort und die guten Fragen. Ich weiss tatsächlich nicht, wer zuletzt entscheidet aber ich vermute stark es ist die Judikative. In der Schweiz gibt’s ja kein Verfassungsgericht, aber vermutlich hätte bei einem solchen Fall das Bundesgericht das letzte Wort. Es leuchtet mir ein, dass die Exekutive und Legislative schnell entscheiden müssen, deshalb können sie sich bei einer solchen Pandemie nur auf ihre eigenen Berater verlassen. Man will auf der sicheren Seite sein und lieber ein paar Massnahmen zu viel erlassen, um auch im internationalen Vergleich nicht als untätig dazustehen. Es reicht ein grosses Land, welches neue Massnahmen hinzufügt und die anderen geraten unter Druck (siehe kürzlich die Diskussion um FFP2 bei uns wegen dem Erlass in DE). Je mehr Zeit jedoch vergeht, desto mehr Daten sind verfügbar und es können angemessene Massnahmen erlassen werden und auch die Umstände erörtert werden, welche zu den ersten Massnahmen geführt haben. Ich denke das ist, was in Weimar kürzlich gemacht wurde und zu dem vernichtenden Urteil geführt hat.

      Sorry, ich verstehe jetzt auch, was du meinst mit Bezug zur Legitimität des zivilen Ungehorsams. Ich kenne mich zu wenig mit dem Thema aus und persönlich finde ich die Schwarzmalerei zum jetzigen Zeitpunkt übertrieben, aber ich weiss, dass diese Erscheinung natürlich ist. Es gibt in jedem Lebensbereich Extreme, das macht unsere Realität schliesslich aus und wir müssen sie akzeptieren. Die Aussagen müssen per se extrem sein, sonst wäre die Demonstration ja langweilig. Ich glaube diese Menschen sind vielleicht auch traumatisiert oder haben einfach einen anderen Bezug zur Geschichte (sind glaub ich eher ältere Leute laut der Uni-Studie). Man sieht ja heute und vor allem in der Geschichte, dass sich Menschen an jede Lebensumstände gewöhnen können und wenn das über Jahre geschieht, ist es nur schwer nachvollziehbar. Wenn man beobachtet wie erschreckend einfach es ist grundlegende Menschenrechte in so kurzer Zeit einzuschränken – unabhängig davon auf welcher Basis – fragt man sich schon wohin das im schlimmsten Fall führen könnte. Ich denke man sollte die Proteste auf jeden Fall ernst nehmen und die Teilnehmer nicht verunglimpfen. Es gibt zu dem Thema noch einen spannenden Artikel in der NZZ, wo auch ein Verhaltensforscher der Uni Basel zu Wort kommt (https://docdro.id/BtbPTpS).

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        Hallo Mario

        Ich danke dir für deinen kritischen Input!
        Ich sehe deinen Punkt, ich glaube auch, dass die Massnahmen besser werden, je mehr Datenmaterial man hinzuziehen kann. Und das mit dem Druck sehe ich auch. Nur ist die kleine Schweiz ja erst seit kurzem wieder im harten Lockdown, wohingegen grössere Länder mit weniger Fällen härtere Massnahmen haben. Also scheinen wir dem Druck gut standzuhalten..

        Die Erscheinung ist auf jeden Fall natürlich, das bezweifle ich nicht. Sie ist natürlich aus sozialen, politischen und ökonomischen Umständen gewachsen. Aber Legitimität und Natürlichkeit sind zu unterscheiden… Ich hab mir das mit den extremen Aussagen schon auch überlegt, Extinction Rebellion oder der Klimastreik setzen auch auf Signalwirkung. Aber trotzdem müssen die Forderungen oder die Anklage ja auf einem festen Sockel stehen und können nicht einfach zwecks Signalwirkung aus der Luft gegriffen werden..
        Ich glaube aber auf jeden Fall auch, dass man die Probleme seitens Coronaleugner*innen oder auch der Coronaproteste ernst nehmen sollte. Aber nur bei wirklich ernstzunehmenden Forderungen.

        Danke für den NZZ Artikel, werde ich gerne lesen!

        Lisa

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      Guten Tag Frau Kwasni

      Ich habe Ihren Beitrag aufmerksam gelesen un war erstaunt. Einerseits zeugt er von der Fähigkeit dediziert Argumente von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Andererseits fällt er der schon gebildeten Meinung und deren Einseitigkeit zum Opfer.

      So entscheiden Sie sich von Beginn an für den medialen Kampfbegriff „Coronaleugner“ (es sind immer alle Geschlechter gemeint). Diese ausgewählte „Persona“ vergleichen Sie mit anderen Berühmtheiten des zivilen Ungehorsams.

      Hierzu ein paar Punkte zum darüber Nachdenken:

      – Haben Sie mit den Demonstranten auf dem Bild gesprochen, oder haben Sie Ihre Vergleiche lediglich aus den Medien gezogen (Kindergeburtstag, Sophie Scholl etc.)

      – Denken Sie diese Demonstranten leugnen alle die Existenz von Sars-Cov-2? Sie diskreditieren jede Person, die sich entscheidet entgegen dem sozialen Druck und die Anfeindung auf die Strasse zu gehen.

      – Haben Sie sich schon einmal überlegt, dass immer zum Zeitpunkt des zivilen Ungehorsams, die Ausführenden von der Mehrheit als störend und ungerechtfertigt Handelnde angeschaut werden? Denken Sie denn, dass Anna Scholl zu Ihrer Zeit von einem Studentenblatt positiv beschrieben worden wäre?

      – Sie kennen bestimmt die Ausdrücke „kritische Intellektuelle“ und „affirmative Intellektuelle“, diese kann man auch verallgemeinernd als Menschen mit „kritischen Haltungen“ und Menschen mit „affirmativen Haltungen“ bezeichnen. Interessant ist, dass die kritischen immer vom eigenen System als falsch und störend wahrgenommen werden, während Sie von „andersdenkenden Staaten“ jeweils positiv gesehen werden.
      Sie gehören beispielsweise in dieser Krise zu den affirmativen und ich zu den kritischen.

      Insgesamt liegt die Hauptkritik am System, den Universitäten und den Medien nicht bei der möglichen Richtigkeit von Argumenten, sondern der Unterdrückung und zerstörerischen Bekämpfung von Andersdenkenden.

      Noch zum Begriff der Verhältnismässigkeit in Bezug auf Corona und die getroffenen Massnahmen:

      – Die Massnahmen, nicht Corona führt zu einer Verdoppelung der am Hungertod nahen Menschen (quelle: https://www.who.int/news/item/13-07-2020-as-more-go-hungry-and-malnutrition-persists-achieving-zero-hunger-by-2030-in-doubt-un-report-warns). Wenn also lediglich 5% dieser Menschen an Hunger stirbt (6.6M), entspricht dies dem Dreifachen der weltweit an Corona Verstorbenen (Definition immer noch stark diskutiert) — finden sie dies persönlich verhältnismässig bei einer Coronafallsterblichkeit unter 1% (quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/117605/RKI-Coronafallsterblichkeit-aktuell-bei-deutlich-unter-1-Prozent)

      Da gäbe es noch ganz viele Argumente. Und wenn ein ersthafter Austausch gewünscht ist, teile ich diese auch gerne.

      Freundliche Grüsse
      Kel

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        Hallo Kel

        Vorab; wie Sie dem Artikel entnehmen können schreibt man meinen Namen mit einem y am Schluss.
        Dass Sie glauben, Frauen seien einfach ein Anhängsel von Männer, welche man „mitmeinen kann“ bei der männlichen Form sei auch mal beiseite gestellt.

        Nun zu Ihren Punkten:

        1. Nein ich habe nicht mit den Demonstrierenden auf dem Bild gesprochen. Dieses Bild ist ein Symbolbild aus dem Internet. Ich habe aber einige Videos von den Schutzanzugdemonstrationen gesehen, welche die Protestierenden selbst hochgeladen haben. Ausserdem bin ich in einer Forschungsgruppe, welche die Coronaproteste untersucht, ich war in Konstanz auf einer Demonstration und werte aktuell 10 Interivews mit Personen aus, welche an solche Demonstrationen gehen. Ich habe mir also durchaus meine eigene Meinung gebildet 🙂

        2. Nein, ich denke nicht, dass alle die Existenz von Covid-19 leugnen. Aber sie scheinen sie alle zu unterschätzen („ist nicht so schlimm, nur eine Grippe, etc.“). Ansonsten würde sich ihr Verhalten nicht rechtfertigen. Diese Annahme habe ich mir übrigens auch aus meiner Interviewauswertung gebildet.
        Zur Punkt der Diskreditierung: Wenn man auf die Strasse geht, dann meistens, um einer vorherrschenden Meinung entgegenzutreten. Da muss man mit negativen Reaktionen umgehen können. Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass alle Meinungen von der Gesellschaft kommentarlos geschluckt werden müssen.

        3. Die Dame hiess Sophie Scholl, nicht Anna.
        Absolut, das habe ich mir überlegt. Nur macht die Abwehrhaltung der Gesellschaft noch keine Menschenrechtsaktivist*innen aus. Es geht darum, was mit den Aktionen verteidigt wird. Die Menschen an Coronademonstrationen glauben, die Demokratie gegen eine kommende oder schon vorhandene Diktatur zu verteidigen. Wenn man die Sache genau betrachtet gibt es keinen Grund, warum man ernsthaft glauben könnte, in einer Diktatur zu leben. Gegen was verteidigen Sie denn genau was? Sophie Scholl hat Flugblätter an Universitäten verteilt und wurde dafür hingerichtet. Sie können freimütig Kommentare in die Kommentarspalte von „Studentenblätter“ posten und müssen dafür keine Restriktionen fürchten. Sie können auch Flugblätter verteilen, Sie können sogar Demonstrationen durchführen. Alles, was passiert, ist, dass viele Menschen Ihre Handlungen nicht gutheissen. Doch das ist Teil der Demokratie.

        4. Es ist schön, dass Sie sich als kritische Person sehen 🙂 Ich würde das etwas anders bewerten. Nur weil Sie etwas sagen, was nicht der Mehrheitsmeinung entspricht, sind sie noch kein kritischer Mensch. Dazu gehört einiges mehr, z.B. auch Selbstreflexion, sprich Selbstkritik. Auch Rassismus oder Sexismus sind mittlerweile Haltungen, welche auf sehr viel Widerstand der Gesellschaft stossen und sogar illegal sind. Deswegen ist eine rassistische Person kein „kritischer Intellektueller“. Ausserdem bedeutet meine Kritik an Coronademonstrationen keineswegs meine ungeteilte Zustimmung zu den Massnahmen (vor allem auch weil es nicht DIE Massnahmen gibt. Die Politik ist in Bewegung, Massnahmen werden neu beschlossen und wieder beendet, je nach Situation).

        Zu ihrem Beitrag bezüglich der Verhältnismässigkeit: Ich finde durchaus, dass man die Folgen der Massnahmen kritisch betrachten muss. Psychische Folgen, finanzielle Notlage und auch unser internationaler Einfluss sind wichtige Faktoren, um die Legitimität der Massnahmen zu bewerten. Darüber wird aber auch in Politik und Massenmedien gesprochen. Da sind die Coronademonstrierenden nicht die einzigen und auch Ueli Maurer ist nicht der einzige, der sagt, „was man sonst nicht mehr sagen darf“.

        Vielen Dank auf jeden Fall für Ihren Kommentar. Ich hoffe, dass Sie sich nicht zu fest vor den Kopf gestossen fühlen von mir. Ein Austausch ist stets willkommen 🙂

        Freundliche Grüsse,
        Lisa Kwasny

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      Guten Morgen Frau Kwasny (ich hoffe Sie verzeihen mir meinen “faux pas”)

      Danke für Ihre Antwort. Ich kann Ihnen versichern, dass ich mich von Ihren Worten nicht vor den Kopf gestossen fühle. Ich bin mir sicher, wir beide können höflich genug bleiben, um verschiedene Meinungen auszuhalten. Hinzu kommt, dass unsere Meinungen gar nicht unbedingt so weit auseinanderklaffen. Wie ich — mässig erfolgreich — schon geschrieben habe, ging und geht es mir darum aufzuzeigen, dass Sie im Text eben genau KEINE Differenzierung der Anliegen von Demonstrierenden machen. Sie stürzen sich auf Beispiele, welche ein klar negatives Bild der massnahmenkritischen Menschen hervorrufen sollen. Zumindest war es mir nicht möglich in Ihrem Text auch positive Argumente für die Bewegung zu finden.

      1. Ich kann natürlich Ihren Versuchsaufbau nicht abschliessend beurteilen, jedoch erscheint mir die Zahl von 10 Interviews, welche kaum einer echten Randomisierung unterzogen werden konnten, nicht als wirklich repräsentativ. Alleine Ihre stark einseitige Meinung, welche im Text zum Ausdruck kommt, spricht nicht für eine objektiv-wissenschaftliche Auswertung. Interessant daran ist, dass Sie die Interviews noch “aktuell” am auswerten sind, jedoch sich schon durchaus eine eigene Meinung gebildet haben…

      2. Sie wählten den Ausdruck “Coronaleugner*innen”, damit haben Sie alle beschrieben, die an der Demonstration sind. Da dieses Wort LEUGNER enthält, ist es bereits eine abschliessende Aussage. Leugner ist nicht gleich Unterschätzung. Übrigens wird es sehr schwer, das Argument “Unterschätzung” zu halten.

      Auf was beziehen Sie sich als Referenz für diesen Vergleich?
      Die medialen Berichte?
      Die Aussagen aus der Politik?
      Die Aussagen aus den Wissenschaften?
      Und im Bezug auf welchen Zeitrahmen? 
Was sind denn ihre Quellen, die beweisen, dass Sars-Cov-2 schlimmer ist, als DIE Massnahmenskeptikerinnen behaupten?
      Können Sie mir bitte Ihre Quellen nennen?



      Zum Punkt Diskreditierung: Ja, wir sind uns einig, jede Meinungsäusserung hat das Risiko einer negativen Reaktion. Jedoch bezeichnen Sie jeden einzelnen Menschen als LEUGNER und dies ist eine ungerechtfertigte, nicht haltbare und billige Diskreditierung. Ich finde es persönlich falsch, aber Sie können gerne am Begriff festhalten und diesen weiterhin vertreten — mir schien aber, dass Sie sehr wohl fähig sind zu differenzieren.

      3. Danke für den Hinweis, die Abschnitte Anne Frank und Sophie Scholl waren nacheinander und da ist mir dieser Fehler unterlaufen.

      Eine Beurteilung über eine Aktivistin (es sind immer alle Geschlechter gemeint) lässt sich doch meist erst im Nachhinein machen. Die Menschen an diesen Demonstrationen glauben daran, dass die Menschenrechte in Gefahr sind und handeln dementsprechend (Wie auch von Ihnen richtig bemerkt im Zeitungsbeitrag).
      Diktatur wie auch andere Herrschaftsformen sind nicht scharf definiert und selbst in politikwissenschaftlicher Literatur gibt es Uneinigkeit. Keine Diktatur ist identisch. Deshalb geben Sie doch bitte an was es für die Verwendung dieses Ausdruckes Ihres Erachtens braucht. Offenbar sehen Sie in folgenden Beispielen keine Gründe für eine Beunruhigung:


      – Ärzten werden die Zulassung entzogen, weil diese sich kritisch zu den experimentellen Impfstoffen von Pfizer/Moderna/etc. äussern


      – Lehrer verlieren Ihre Anstellung, weil sie sich stark machen gegen die Masken bei Schülerinnen und Schüler


      – Wissenschaftlern werden als Verschwörungstheoretiker hingestellt, wenn sie nicht das Narrativ von Medien und Politik begleiten


      – Gastronomiebetriebe (bei denen es zu keinen erhöhten Ansteckungen gekommen ist) werden gezwungen zu schliessen. Wer trotzdem öffnet wird öffentlich diffamiert und bestraft


      – Wer Berichte aus den Medien hinterfragt, wird sofort als Verschwörungstheoretikerin bezeichnet.

      4. Sie haben da etwas falsch gelesen. Ich habe keine einzige Aussage gemacht, dass ich eine kritische PERSON bin. Ich habe die Definition dieser Begriffe nicht gemacht, die heissen halt einfach so. In dem dargestellten Zusammenhang ist eine kritische Intellektuelle, eine die sich gegen die Haltung der Mehrheit/des Systems stellt; eine affirmative Intellektuelle, stellt sich hinter das System. Dies heisst also auch nicht, dass man immer affirmativ oder immer kritisch ist.


      Wie genau sehen Sie sich im Stande meine Fähigkeit zur Selbstreflexion und Selbstkritik zu beurteilen, wenn ich zum ersten Mal geschrieben habe?


      Ich verstehe nicht ganz, wie Sie nun auf Sexismus und Rassismus kommen, die Coronamassnahmen haben damit nichts zu tun. 

Leider kommt mit keinem Wort vor, wo genau Sie Kritik an den Massnahmen anbringen?

      Mit welchen Massnahmen sind denn Sie nicht einverstanden und wieso bezeichnen Sie sich dann nicht auch automatisch als Coronaleugnerin, denn aus Ihrem Text schliessend, ist jede Teilnehmerin (Massnahmen-Gegner Demo) automatisch eine Coronaleugnerin.


      Bitte geben Sie doch eine Liste von Massnahmen, die Ihrer Meinung nach nicht verhältnismässig sind und die Gründe weshalb, danke.



      Freundliche Grüsse
Kel

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        Hallo Kel

        Es ging auch nicht darum, im Text die Demonstrationen positiv darzustellen, auch nicht sie negativ darzustellen. Es ging darum, aufzuzeigen, dass die Demonstrationen zwar zivilen Ungehorsam beinhalten, dieser jedoch nicht umbedingt legitim ist und dass auf keinen Fall eine Einordnung in die Reihen grosser Aktivist*innen gerechtfertigt werde. Die Taten von Sophie Scholl oder Martin Luther King waren Verteidigung der humanistischen Werte, das sind Coronademonstrationen – so leid es mir tut – nicht. Jedenfalls nicht in der aktuellen Situation.

        1. Ich habe nie den Anspruch an Repräsentativität gestellt. Und der Artikel ist auch keine wissenschaftliche Arbeit. Ich darf in Artikeln meine Meinung präsentieren. Sie haben ein falsches Bild von Wissenschaft, wen Sie glauben, Wissenschaftler*innen würden sich keine Meinung bilden. Bei der Objektivität geht es darum, die eigene Meinung auszublenden, nicht gänzlich keine zu haben. Was ich in meiner Arbeit schreiben werde können Sie ja dann später anschauen und sich selbst ein Urteil bilden über meine objektive-wissenschaftliche Auswertung.

        2. Das stimmt, der Begriff ist ungünstig gewählt. Ich habe meine Begriffswahl nun auch auf Coronademonstrant*innen geändert, aus dem von Ihnen genannten Grund.
        Meine Referenz ist die gängige wissenschaftliche Meinung über das Virus. Diese beziehe ich aus den Medien (Massenmedien, Alternativmedien, soziale Medien, z.B. NZZ, Tagesanzeiger, WOZ, SRF und verschiedene Wissenschaftler*innen in den sozialen Medien). Wenn Sie nun erwidern wollen, dass diese einseitig seien und Falschaussagen machen würden gebe ich den Ball gerne zurück; was macht denn ihre Quellen so vertrauenswürdig? Warum sind die Wissenschaftler*innen, auf die Sie sich berufen, objektiver? In den Mainstreammedien wird ja nicht eine einheitliche Meinung präsentiert, vielmehr diskutieren viele Wissenschaftler*innen über Zahlen und mögliche Folgeszenarien, ausserdem wird über Notwendigkeit und Risiken von Öffnung diskutiert und die Massnahmen sind auch nicht in allen Ländern gleich.

        3. Welcher Abschnitt über Anne Frank?
        Ich kann sagen, warum es keine Diktatur ist: es gibt keine Einschränkung der Meinungsfreiheit oder Glaubensfreiheit, die politische Mitsprache des Parlaments war zwar für kurze Zeit ausgeschaltet, was jedoch in einer Notsituation durchaus gerechtfertigt ist und hat im übrigen seine Arbeit wieder aufgenommen und der Bundesrat hält auch nicht mit Gewalt an seiner Macht fest. Ich glaube es würde eher an Ihnen liegen, zu argumentieren, warum wir in der Schweiz aktuell eine Diktatur haben sollten? Die Gründe für Beunruhigung, welche Sie aufgezählt haben, zählen nicht wirklich dazu.
        Woher haben Sie überhaupt die Info zu diesen Gründen für Beunruhigung? Punkt 1 und 2 wüsste ich gerne die Quellen. Ausserdem: Wenn Lehrer*innen Menschen gefährden, dann verlieren sie die Anstellung. Warum schockiert Sie das?
        Ich weiss, dass Menschen als Verschwörungstheoretiker*innen diffamiert werden, obwohl sie keine sind. Das ist blöd, aber kein Hinweis auf eine Diktatur. Es sind ja die Menschen, welche sie diffamieren, nich zwingend Medien oder Politik. Ausserdem vertritt die stärkste Partei der Schweiz solche „unkonforme“ Meinungen (obwohl ihnen so viele Zeitungen gehören und sie so ihre Meinung so spreaden können, dass man wohl nicht mehr von Unkonformität sprechen kann…)
        Ja, viele Läden wurden gezwungen, zu schliessen. Wir haben auch eine Pandemie?! Oder nicht?
        Letzter Punkt same wie der mit den Wissenschaftler*innen.

        4. Ahja, dann entschuldige ich mich für die Unterstellung.
        Das mit Sexismus und Rassismus war ein Vergleich. Wenn Sexismus und Rassismus vom Mainstream verurteilt werden kann sich eine sexistische oder rassistische Person als „kritische*r Intellektuelle*r“ bezeichnen. Das macht ihre Ansichten nicht moralischer.

        Ich finde grundsätzlich kann darüber diskutiert werden, wie lange Massnahmen gerechtfertigt sind, wenn Menschen psychisch darunter so leiden, dass die Selbstmordrate extrem in die Höhe schnellt. Ich lehne aber deshalb die Massnahmen nicht ab, ich finde es einfach wichtig stets über ihre Legitimität zu sprechen. Einfach ablehnen- so einfach ist das eben nicht. Die Massnahmen und ihre Legitimität sind in Relation zur Situation zu betrachten. Aktuell finde ich eine gewisse Lockerung okay, ich hoffe einfach, dass wir uns nicht täuschen und eine 3. Welle hervorbringen. Wenn die Todeszahlen wieder steigen würden, würde ich einen erneuten Lockdown auch befürworten. Wie begründen Sie denn ihre Ablehnung einzelner oder aller Massnahmen?

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